Ossis & Ösis gegen die Bundesbahn? Warum? 🤷🏻‍♂️

sach bloß.

Zuerst mal die Fakten: Laut offizieller Statistik leben in den westlichen Bundesländern rund 71 Millionen Menschen, in den östlichen 12 Millionen. Allein im Bundesland Nordrhein-Westfalen leben mit 17 Millionen Menschen fünf Millionen mehr, als im gesamten östlichen Bereich. Das sollte man wissen, um diesen Text zu verstehen, der keineswegs eine wissenschaftliche Abhandlung darstellt.

Blättert man die Sortimente der drei großen (!) Hersteller durch, man könnte angesichts des “DR” Angebotes meinen, die Einwohnerzahl W-O sei nahezu identisch. Mitnichten.

Bei dieser begrenzten Zielgruppe braucht man in H0 wirklich drei (!) Hersteller für die 01.5? Drei für die Taigatrommel, vier für die 232? Zweifel sind angebracht.

Schon vor 30 Jahren mahnte ein umsichtiger Branchen-Interner “Roco muss aufpassen, sonst kriegen die ein “DDR” Image”, was damals tatsächlich ein Makel gewesen wäre, außer für Roco: Seit Mitte der 90er Jahre wurden unzählige Modelle nach “DR-” und anderen osteuropäischen Vorbildern gemacht, während man sogar typische Fahrzeuge nach Bundesbahn-Vorbildern oft ignorierte:

Die vielgewünschte E-Lok der BR 120 wurde bei Roco in den 90er Jahren fortwährend blockiert, weil, wie mir ein ehemaliger Roco-Mitarbeiter zutrug, einer der dortigen Entscheider, in diesem Fall mal ein Österreicher, auf den wiederholten Vorschlag der 120 lautstark blaffte, diese Lok sei „so häßlich, die will doch niemand haben“. Ah ja. Und die 232 ist also ‘schön’? War da vielleicht irgendwas Nachtleuchtendes im Trinkwasser?

1998 brachte Roco eine sensationelle “DR” Dampflok 18 201, aber bis man sich zur Krupp’schen BR 10 der Bundesbahn durchringen konnte vergingen weitere 14 Jahre; zudem erhielt dieses Modell die unpassenden Räder der 01.10. Beides lächerlich. Märklins Modell der BR10 gibt es übrigens bereits seit 1996, und dort bleiben die Zierlinien sogar dran, shocking! 🙀

Es fällt schon auf, dass so einige ostdeutsch- und einige österreichisch- geprägte Zeitgenossen noch immer mit der Zeit der Bundesrepublik zwischen 1949 und 1990 fremdeln – und zudem erwarten, dass man diese Abneigung einfach so akzeptiert. Nö. Damit das mal klar ist. Ich fand mein Land cool und entspannt, und der Laden lief, wie man so sagt. Geändert hat sich inzwischen beides.

Im Prinzip wäre mir das alles völlig schnuppe, käme nicht die Auswahl der Bundesbahn-Fahrzeuge im Wortsinn unter die Räder (nochmal: 71 zu 12, ne?) Und das ist schon rein wirtschaftlich blanker Unsinn.

Ausgerechnet märklin beteiligt sich nun ebenfalls mit Loks und Waggons nach “DDR” Vorbild am Kampf um die östlichen Bundesländer, obwohl der “DR” Markt längst überversorgt ist, Roco und Piko balgen sich seit Jahren darum.

Natürlich hätte man bei märklin sinnvoll alte (?) Seilschaften nutzen können, um Fleischmanns ICE 1 & 2 Züge mit ihren 282mm Waggons in Kooperation ins märklin-Sortiment zu überführen; mit neuem Antrieb auf alle vier Achsen und Strom führenden Kupplungen eine perfekte Sortiments-Ergänzung. Aber nein, lieber macht märklin einen “DDR” Zirkuszug (war das Thema Zirkus eigentlich jemals erfolgreich?) und wirft hektisch für Trix eine Startpackung nach “DDR”-Vorbild ins Programm – als ob es keine Bundesbahner gäb, die märklin-DC fahren. Während märklins 260 noch immer auf einen modernen Antrieb wartet…

Brawa winkt derweil subtil mit dem ganzen Garten: Ehedem besonders aktiv im “DR” Gebiet investiert man inzwischen intensiv in den Bundesbahn-Markt, Loks und D-Zug Waggons auf echtem HighEnd-Niveau. Die haben begriffen, wo das Geld sitzt, und wer es gerne ausgibt. Mal sehen, wie lange die Anderen für diese Einsicht noch brauchen…