Die TT Kupplung – es ginge besser.

Zum Glück fahren TT:120 Züge heute nicht mehr mit der fürchterbaren Kupplung aus „DDR“ Zeiten. Schon seit fast 20 Jahren gibt es eine modernere Kupplung (nicht die aus der Aufmacher-Zeichnung), entwickelt von und für Profis. Und das ist ihr Problem.

Diese Dinger in Merkel-Anmutung waren schon immer furchtbar… 👎🏻

Tillig hat diese ’neue‘ Kupplung entwickelt auf Basis der feinen N-Tram Kupplung, welche gedacht ist für Connaisseure, die mit Muße ihre zweiachsigen N-Waggons auf kleinen N-Anlagen rangieren; eine wunderbar anzusehende Angelegenheit.

Aus verschiedenen, praktischen Gründen wird diese Kupplung in N aber keineswegs Flächen deckend eingesetzt. Was Tillig nicht anficht.

der aktuelle de facto Standard.

Eingesetzt wird Tilligs Kupplung inzwischen von allen namhaften Herstellern in TT:120, zum Beispiel Piko, Roco und Hornby. Klingt erstmal gut, so ein de facto Standard.

Vorteile: 

  1. Sanftes Einkuppeln
  2. echte Kurzkupplungs-Funktion mit Kulissen
  3. Adapter für alte Modelle aus BTTB-Zeiten. (nicht jedoch für Bundesdeutsche TT Fahrzeuge von Rokal.)
Fünf Schritte, bis die Kupplung sitzt. Das muss komfortabler gehen. (c)Tillig

Nachteile

  1. Man muss die fummeligen Kupplungen selbst zusammensetzen. Sowas ist Mist, Punkt. Mit einem kleinen, u-förmigen Plastik-Teil, von unten eingesetzt, wäre die Kupplung ab Werk zusammengesetzt ein fertiges Produkt. Wieso finden die Anbieter sowas unwichtig?
  2. Man kriegt gekuppelte Fahrzeuge händisch kaum auseinander, es sei denn mit einem Entkupplungs-Löffel oder einem Magneten; Tillig bietet magnetisierte Schraubendreher an. Spielender Nachwuchs könnte deswegen auf Dauer aus der Haut fahren. Und wenn mal ein Waggon entgleist oder gar umkippt, zieht er alle anderen Fahrzeuge unweigerlich mit ins Verderben. Auch über diesen Aspekt hat man nicht genug nachgedacht, ebenso wie über…
  3. Die Kupplungen können sich  mangels Höhenverriegelung aneinander hocharbeiten und verkanten, zum Beispiel in Kurven, was mir selbst mit Tilligs Version viel zu oft passiert ist. Womit man in der Folge direkt mit dem Problem des festen Zugverbandes konfrontiert ist, siehe Nachteil Nr. 2. 🤓 Auch das hätte jemandem auffallen können.

Dies ist eine Höhenverriegelung. 👍🏻

Einen signifikanten Vorteil bieten die Kupplungen von Roco/Kühn: Kleine Stege bewirken eine gegenseitige Höhen-Verriegelung. Hornby hat die Kühn Lösung später nachempfunden.

…hier könnte eine Höhenverriegelung sein. Originalfoto (c)Piko

Natürlich ist dieses Problem auch Tillig aufgefallen, aber anstelle ihre Form zu verbessern, hat Tillig nur einen kleinen Punkt angeformt, an den man selbst einen zusätzlichen Steg von digitalzentrale.de ankleben soll. 👇🏻

https://www.digitalzentrale.de/detail.php?sess=joo2q2ddcej17mgfflh8igpog1&art_id=320&abt=&itemgr=42

Eine unprofessionelle Bastel-Lösung, die leider auch Piko so anbietet. Denken darf man. Für sich bewerten auch.

Höhenverriegelung von (c)digitalzentrale.de

Wer unfroh ‚Betrieb macht‘, (bei dieser Formulierung kriege ich immer Spinnweben…) kommt mit dieser Kupplung sehr gut zurecht. Wenngleich…

(c)Tilligs Marketing aus den Nullerjahren. Nicht zu fassen… 🥴

aus einem Rokal-TT-Katalog.

…schon vor 60 Jahren gab es Praktischeres, und zwar auf Bundesgebiet: Die damalige TT-Kupplung von Rokal, also hergestellt am Niederrhein in ‚Lobberisch‘, wie man den Ortsnamen hier in Köln aussprechen würde, überzeugte derart, dass man sie 1964 stilisiert und verkleinert zur Standard-Kupplung der damals brandneuen Spur-N erklärte.

Bis heute ist die Mehrheit der N-Bahner mit dieser Kupplung zufrieden. Das hätte man auch in Sebnitz bemerken und diese Art von Kupplung zu ihrem Ursprung TT:120 zurückführen können. Aber vermutlich war jemand von der N-Tram Kupplung etwas zu begeistert…

Die Fallhaken-Kupplung von Minitrix (c)Buch ‚Faszination Spur N‘.

Beachtenswert ist, dass Trix 1964 auf seine bereits verwendete Fallhaken-Kupplung verzichtete und das N-Sortiment auf die neue Kupplung umstellte – eben deswegen, weil man die Vorteile der Rokal-Kupplung gegenüber der Fallhaken-Konstruktion erkannt hatte. Was für Tillig in den Nullerjahren noch immer nicht galt… 

Dabei stellte die Rokal-Kupplung schon damals nach dem Einkuppeln eine recht starre Kupplungs-Verbindung her: Also genau richtig für heutige Modellbahnen mit Kurzkupplungs-Kulissen. Auch deswegen hätte Tillig dieses Prinzip optisch verfeinert nachahmen sollen. Hammsenich. 🤷🏻‍♂️

Aber: Für den normalen Spielbetrieb in TT:120 könnte ein Hersteller eine Maßstabs-entsprechend vergrößerte N Kupplung anbieten, die, wie in N, leicht einkuppelt, den Zug sicher zusammenhält und es dennoch ermöglicht, einzelne Fahrzeuge im Fall des Falles einfach nach oben herauszunehmen. Wie in N, nur eben etwas größer. Um Verwechslungen zu vermeiden vielleicht gespiegelt ausgeführt. 

Fleischmann montierte an seiner ‚Magic Train‘-Bahn N-ähnliche Kupplungen, eben weil man damit gut spielen kann. Bei Fleischmann hatte man also die Kundschaft begriffen und das Produkt darauf abgestimmt. 

Weniger verkopft & mehr Spaß am Produkt, das täte auch der Modellbahn TT:120 sehr gut. Gerade jetzt.

🙂🚂