Die Spur N wird erwachsen.

Manchmal vollzieht sich die Evolution so leise, dass man sie kaum bemerkt. Derzeit gilt das für den Maßstab 1:160.

Seit einiger Zeit entwickelt sich die Spur N in ihrer Darstellungs-Qualität ganz eindeutig auf ein neues, feineres Niveau hin. Endlich.

Die Idee der N-Modelleisenbahn stammt ursprünglich aus dem Jahr 1912, ist also wesentlich älter, als die 00 / H0 aus 1935, siehe hier: 👇🏻https://www.1zu160.net/nspur/geschichte.php

Über Jahrzehnte wurde die Spur N wie eine Art B-Nummer mit Basis-Qualität abgespeist, man hielt fragwürdige Konstruktionen ewig im Markt und tunkte sie in alle Farbtöpfe.

Man könnte fragen, warum Vieles nicht gleich richtig gemacht wurde: Eine wunderschöne BR 70 auf dem einen Gleis, daneben Reisezugwagen, die wie auf HighHeels über die Gleise stöckeln; das passt nicht zusammen. Heutige N-Konstruktionen zeigen zum Glück ein hohes Maß an Vorbild-Treue.

Viele neue Fahrzeuge:

(c) Modelleisenbahn GmbH.

Die Fleischmann-N (ehemals ‚piccolo‘) erhielt unter Rocos Führung eine ganze Flotte neuer D-Zugwagen, die den bewährten H0-Pendants aus eigenem Hause in Nichts nachstehen, die Inneneinrichtung besteht sogar aus unterschiedlich eingefärbten Einzelteilen. Besonders auffällig: Diese Fahrzeuge liegen wirklich tief auf den Drehgestellen, was phänomenal aussieht. Weitere Wagen-Familien dürften folgen. Gerade angesichts der Konkurrenz:

(c) Piko.

Pikos nagelneue Silberlinge liegen ebenfalls vorbildgerecht tief, und auch sie sind rundherum fein gestaltet.

Vergleiche (zum Beispiel auf YouTube) beweisen, dass diese zwei neuen Wagenfamilien schwerlich zu vielen altbewährten Waggon-Garnituren in Spur N passen. Traditionalisten werden diese stilistische Inkompatibilität vielleicht bedauern. Aber von Schellack zu Vinyl war damals auch eine wünschenswerte Entwicklung, newahr. Und tatsächlich sehen diese neuen Waggons dramatisch besser aus.

(c) Piko. Modern, sauber, filigran. 👍🏻

Auch die Loks holen auf, Pikos neue 101 ist optisch in N eine Sensation, und die avisierten Fleischmann-Loks der BR 01 und BR211 versprechen ähnliches.

(c) Modelleisenbahn GmbH.

Auch bei Minitrix werden viele vorhandene Loks durch moderne Konstruktionen ersetzt. Ob immer Sound dabei sein muss, zumal in N, ich zweifle: Minitrix ist nicht ‚märklin N‘.

(c) Lemke.

Und Lemke, ohnehin sehr aktiv in N, hat sämtliche seiner Billig-Loks runderneuert bzw. ersetzt; selbst die neue Version des ehemals eher grausligen Taurus kann jetzt überzeugen.

Währenddessen vervollständigen Roco/Fleischmann und märklin/Minitrix endlich diverse Dampfloks, zum Beispiel mit Spitzenlichtern auf beiden Seiten.

Aber, eins der wenigen, echten „Highlights“ der Messe 2023 ist…:

Neue Gleise braucht das Land! 🛤️ (Schreib‘ ich’s an jede Wand?! 😁)

Unglaubliche 59 Jahre nach Normung der Spur N präsentiert märklin sein neues Minitrix-Gleis mit niedrigem Schienenprofil. Neun. Und. Fünfzig.

Dieses Großserien-Gleis ist sowohl für Profis als auch zum ‚Spielen‘ gedacht, zunächst kommt es mit Betonschwellen, ein oder zwei Jahre später folgt das ganze System zusätzlich mit Holzschwellen. Auch schlanke Weichen wurden bereits mündlich avisiert. Da könnten andere Anbieter schnell alt aussehen. Alle vorhandenen N-Fahrzeuge seit jeher sollen darauf fahren können; also eine sehr gute Idee, insgesamt.

Wem das Gleis nicht gut genug ist, der findet genug HighEnd Material am Markt.

Das ominöse Handy-Foto. Das Echte. Es zeigt ein Handmuster, dennoch: So filigran sollte die N heute sein. ☺️👍🏻

Und ja, ich habe die Erlaubnis, das Foto zu zeigen. Ist doch klar.

Betonschwellen sind übrigens so modern keineswegs, vor rund 100 Jahren begann man mit ersten Tests, und die Bundesbahn setzte ab 1949 diese Bauform fortschreitend vermehrt ein. Vor allem auf den Neubaustrecken ab Mitte/Ende der 80er Jahre haben diese Schwellen sowas von was zu suchen.

Gerade Jüngere und jung gebliebene N-Bahner werden sich über die aktuelle Gleis-Optik freuen; Lint, ICE Züge, 101, Hamsterbacken, Möpse und Traxx-Loks sehen darauf sehr stilgerecht aus.

Allerdings, märklins Website zu den neuen Gleisen ist, Stand September 2023, total lächerlich. Wenn man sich überlegt, wieviel Alarm märklin zum damals neuen C-Gleis gemacht hat… Offenbar sträubt man sich in Göppingen noch immer, die ‚Minitrix‘ als Marke des eigenen Hauses und de-facto ‚märklin-N‘ anzuerkennen.

https://www.trix.de/de/lp/gleise-mit-betonschwellen

Abgesehen davon fragt man sich, ob Praktikanten für die Texte zuständig sind. Ich habe da mal was vor-, nein, nachbereitet…

Sowas traut sich märklin, zu veröffentlichen…? 👀

Jetzt fehlt eigentlich nur eine verbesserte Konstruktion des Norm-Kupplungskopfes, bei dem der Schaft festsitzt, aber der Kopf selbst beweglich ist: Dann wäre es vorbei mit unkontrollierbar schräg hochstehenden Kupplungen; man könnte auch in N wieder sanft ankuppeln bei 100% Abwärts-Kompatibilität. So muss das sein in N.

Angesichts der enormen Verbesserungen, die die Spur N jetzt aufwerten und modern aussehen lassen, dürften sich wieder mehr Modellbahner und Interessierte für diese Baugröße entscheiden; immerhin passen fest aufgebaute N-Anlagen in wirklich jede Wohnung. Und so ist das Hobby ja gemeint, ne? ☺️🚂