Mini-Decoder DCC von D&H für Roco H0 Loks.

Die Leute basteln nicht mehr. Ob aus Faulheit oder Blödh…Unvermögen ist mir noch nicht klar. Hersteller von Häuser-Bausätzen wundern sich über die zunehmende Zahl von Fragen zum Zusammenbau, und DC-Loks ohne Schnittstelle erhält man inzwischen oft zu Spottpreisen. Gut für die Bastelwilligen.

Für knapp 50 Euro erwarb ich kürzlich eine E41 von Roco, 43636. Produziert 1990 in wunderschöner Lackierung (mit falschem weil zu hellem blau), made in Austria. Alles original, der Karton, die Anleitung, Kleinteile im verschlossenen Beutel, die Räder völlig ohne Laufspuren – und sogar der zeitgenössische Roco-Geruch war erhalten geblieben. 😁

“Mach ich laidn!‘ könnte man sagen. 😄

1990 war diese Lokomotive technisch wie optisch das Beste, was man an Bundesbahn-Modellen in Großserie kaufen konnte, auch heute kann man sich fragen, ob man wirklich ‚mehr‘ braucht.

Unzählige Steckteile, feine Pantographen, Mittelmotor mit Schwungmasse und Antrieb auf alle vier Achsen, feinste Räder mit roten Kunststoff-Einsätzen, Normschächte für Kupplungen und rot-weißer Lichtwechsel: Roco praktizierte für damalige Verhältnisse ‚pedal to the metal‘. Leider ohne modernere Varianten der 141 einzubeziehen, typisch für die damalige Firma Roco, die zu der Zeit als einzige Zielgruppe ‚Silberrücken‘ anpeilte.

Das magische extra-Gewicht. Heute zählen Geräusche mehr, als überzeugendes Eigengewicht. 🤷🏻‍♂️

Weil meine Lok natürlich einen Decoder erhalten sollte nahm ich das Gehäuse ab und entdeckte im aufgesteckten Zusatzgewicht eine kleine, quadratische Aussparung. Deren Ausmaße erinnerten mich an die kleinen Lokdecoder von Doehler & Haass. Kurz fragte ich bei D&H nach, ob die kleinen Decoder mit Anschlüssen für F1, F2 sowie ‚Puffer‘, die ich in sämtliche meiner N-Loks einbaue, tatsächlich die H0 Motore verkraften. Antwort, Zitat, „Ja, das geht. Sie können die PD10MU gerne dafür verwenden.“ Ha! 😃💪🏻 Einzige Bezugsquelle:

https://www.dm-toys.de/de/liste/suche/pd1/kategorie/steuerung.html

Let this sink in. Dieser winzig kleine Decoder kann in H0 Loks eingebaut werden, 1,0 A leistet das Mini-Biest. Und auch viele seiner Selectrix-Vorgänger waren schon annähernd so leistungsfähig. 

Warum eigentlich quält man sich seit Jahrzehnten mit Fräsen und Bohren herum, wenn man einfach derartige Decoder nehmen könnte? Ach ja, weil die Anderen lauter und angeblich schicker sind. 

Aber was nützen einem vorgebliche Statussymbole, wenn man sich damit nur herumärgert..?

Ich habe also die Leiterbahnen meiner Lok sinnig aufgetrennt und dem Decoder die zwei zusätzlichen Litzen für F1 und F2 angelötet, denn dieser kleine Decoder ermöglicht sogar eine Führerstands-seitige Licht-Abschaltung per z.B. F1 und F2! Lenz kann das derart charmant bis heute nicht.

Die Decoder-Unterseite schützt vollflächig eine Schicht dünnen Doppelklebebands. Damit befestigt man ihn auf der Platine und lötet die gekürzten Litzen an ihre neuen Plätze. Fast fertig:

Programmierung

Lichtwechsel beidseitig rot / weiß:

CV33: 05, weiß vorn und rot hinten simultan

CV34: 10, weiß hinten und rot vorn simultan

Seitenweises Licht-Abschalten:

Die roten LED von den Tasten F1 und F2 entkoppeln:

CV35: 00

CV36: 00

Das Abschalten sinnvoll aktivieren:

CV113: 01. F1 schaltet das weiße Licht vorn aus

CV115: 02. F1 schaltet dass rote Licht vorn aus

CV114: 02. F2 schaltet das weiße Licht hinten aus

Cv116: 01. F2 schaltet das rote Licht hinten aus.

Rangiergang auf F4:

CV38: 131 (weiße LED beidseitig an, wenn F4 aktiv)

CV121: 08 (rote LED beidseitig aus, wenn F4 aktiv)

Die zwei CVs für den Motor habe ich wie folgt eingestellt:

CV49 = 02

CV50 = 02

Und natürlich sollte man die CV03 und CV04 nach Geschmack höher setzen. Die Lok fährt nach diesen Einstellungen sehr schön geschmeidig, ein eventuelles Brumm-Geräusch ist allerhöchstens zu erahnen.

kräftiges rot schaut gut aus. 🙂

Tipp: Die roten Glühlampen vertragen einen Anstrich mit Glühlampen-Tauchlack:

https://www.conrad.de/de/p/clou-tlk20-rot-mp-evp-gluehlampen-tauchlack-20-ml-rot-727520.html

Die Helligkeit der Glühlampen sollte auf jeden Fall reduziert werden (CV 52 bis 54) oder, noch besser, die alten 12V Glühlampen gegen neue mit 19V ersetzt (auch dafür braucht man den Tauchlack!):

https://www.conrad.de/de/p/beli-beco-gluehlampe-gl9535-klar-ms2-8-19v-856960017.html

Pergament-Papier zur gleichmäßigeren Licht-Streuung. Tesa-Streifen quer drüber, bitte sauberer arbeiten, als ich hier bei der Anprobe. 😉

Wieviel Ärger und Frust wäre den Modellbahnern mit Selectrix erspart geblieben, wenn Selectrix die weltweite Norm geworden wäre!

Denn die Fahreigenschaften der D&H Lok-Decoder waren schon zu ihrer Markt-Einführung 1982 brilliant, Dank Lastregelung. Das, was märklin 1984 und Fleischmann 1987 an Lokdecodern auf den Markt brachten war gegen die Selectrix-Decoder ein grausamer, schlechter Witz. 

Dieser ganze ätzende, typische Lenz-Nervkram mit 14 / 28 / 128 Fahrstufen und Licht-funktioniert-oder-auch-nicht, Licht-Probleme wegen des Kondensators in den Loks, schmelzende Dächer wegen der Gleisspannung und so weiter, von alledem hätte man vermutlich nie gehört.

Dass es anders kam hat man sich bei Trix selber zuzuschreiben, nach eigener Aussage, da waren schon echt bockige Kleingeister am Werk.

Fazit: Decoder von Doehler & Haass werden von vielen Hanullern unterschätzt; diese kleinen Decoder zeigen, dass man H0 Loks ohne Fräserei umbauen kann. Übrigens: Doehler & Haass ist ‚Made in Germany‘, konstruktiv wie gefertigt. Auch das ein gutes Argument pro D&H.

Natürlich bietet D&H selbst viele Decoder an, die neben DCC auch Selectrix verstehen, zum etwas höheren Preis, darunter auch einige Sounddecoder. 

Die verfügbaren Soundfiles kann man hier probehören: https://doehler-haass.de/cms/pages/produkte/soundsystem/soundprojekte.php

…Loks pimpen macht Spaß. Und jeder fängt mal an. Also Leute, traut Euch was (zu). 🙂

🙂🚂