Umbau: Märklins Diesellok BR212 für DC Gleise.

märklins ehemalige ‚delta‘ Lok rollt nun auf Roco-Gleisen.

Als ein junger Bekannter sein Modellbahnhobby reaktivieren wollte (mit 26!), fragte ich ihn angelegentlich, ob denn unbedingt der Mittelleiter bleiben müsse… Nein, musste er nicht. Zu märklins Glück bleibt man dem C Gleis treu, aber nun mit ‚Trix‘-Logo. Die Fahrzeuge werden Stück für Stück auf DC umgebaut, damit trotz des komfortableren Betriebs auf international kompatiblen Gleisen die Zügen ‚von früher‘ weiterhin unterwegs sein können. In etwa zwanzig Jahren wird er vermutlich verstehen, warum der Erhalt der geliebten alten Züge eine gute Idee war. 😉

Die erste Lok, die internationalisiert wurde, war sein Diesellok-Klassiker BR 212. In diesem Fall in orientrot, das ich noch als ’neurot‘ kenne; für ihn war es die „alte Farbe“. Also, das mit dem Älterwerden ist ja so eine Sache…

Im Grunde ist der ganze Umbau sehr einfach, wenn man bastlerisches Geschick mitbringt. Schrauben und Löten, mehr braucht man nicht zu können.

Anstelle einer (heißen) Glühlampe arbeitet hier nun eine LED.

Decoder & Licht

Der vorhandene Delta-Decoder, ohnehin wenig brauchbar, wurde ausgetauscht gegen einen aktuellen Sounddecoder von märklin, der auch DCC versteht. Statt Glühlampen stecken nun warmweiße LED für 19V in den Buchsen. Das Aufbohren der roten Lampen habe ich unterlassen, weil märklins Gehäuse aus der betreffenden Fertigungs-Zeit spröde werden können, bis hin zum Zersplittern. Dann lassen wir die ‚historische Substanz‘ aus 2002 sicherheitshalber unangetastet.

Im Gegensatz zu früheren märklin-Verkabelungen dient der Rahmen elektrisch nur noch für den zweiten Gleis-Pol, das ’schwarze Kabel‘ des Decoders. Die Beleuchtung wird direkt vom Decoder aus versorgt.

Wer unbedingt Glühlampen verwenden möchte, sollten bei Conrad oder Ebay nach Lämpchen für 22V oder 24V schauen. Mit anderen Lampen setzt man seine Lok der Gefahr von Schmelzschäden aus.

Ich habe 19V-LED verwendet, deren Drähte gekürzt und vor dem Einsetzen leicht angespitzt. Dazu verwendet man einfach einen guten Seitenschneider, mit dem man das Draht-Ende schräg ablängt. Mit einer Pinzette drückt man die LED-Beinchen in die Buchsen, danach sitzen sie wirklich fest.

Die verwendeten LED gibt es hier zu kaufen: https://www.modelsector.com/leuchtdioden-und-zubehoer/led-spannungsfest-bis-19v/led-2x5mm-warmwei-5-19v.php

Bei der ersten Probefahrt stellte sich heraus, dass das helle Licht an vielen Stellen zwischen Gehäuse und Rahmen zu sehen ist. Um das wirksam zu unterbinden, klebt man kurze Streifen Moosgummi auf den Rahmen.

Lautsprecher

Zuerst steckt man den Stecker des Lautsprechers in die Buchse auf der Schnittstellen-Platine. Tatsächlich ist der einzige passende Befestigungs-Platz für den Lautsprecher ein Knubbel am Rahmen. Um den Lautsprecher dort langfristig zu fixieren benötigt man einen wirklich guten „Kraftkleber“, ich habe einen von UHU ausgewählt. Man gibt also jeweils einen Klecks Kontakt-Kleber auf den hochstehenden Knubbel und auf die später darauf liegende Ecke des Lautsprechers. Nach wenigen Minuten presst man die Teile exakt aufeinander. Der Lautsprecher sitzt damit wirklich fest und strahlt seinen Klang nach unten Richtung Gleis.

Klassische märklin-Technik auf DC-Gleisen. Mir macht es Spaß.

Antrieb

Märklins fünfpolige Anker mit neuem Magneten sind schon eine nette Sache: Klassische Technik in solider Qualität. Im Fall dieser Variante der 212 braucht man glücklicherweise am Rahmen nichts auszufräsen, weil sie bereits ab Werk für den besseren Antrieb vorbereitet wurde. Bei älteren märklin-Modellen muss man für den neuen Magneten eine Aussparung herausfräsen, das kann man auch in einer Werkstatt erledigen lassen. Alternativ verwendet man eben den vorhandenen dreipoligen Anker und kauft einen Magneten von Esu dazu.

Tipp: An dieser Stelle ein grundsätzlicher Tipp für alle drei- und fünfpoligen Anker der klassischen märklin-Motore. Ein typisches Merkmal für diese Anker sind die leider recht scharfkantigen Kollektor-Kanten. Im normalen Fahrbetrieb fräsen diese Kanten die Kohlen regelrecht ab. Der entstehende Staub setzt die Kollektor-Ritzen zu, bis die Lok schließlich ruckelig fährt. Selber Abhilfe schaffen kann man, indem man die Kollektor-Kanten glättet. Am Besten poliert man den Kollektor vorsichtig mit sogenanntem Polierleinen in extrem feiner (!) Körnung. Das geht ganz einfach, ist schnell erledigt, und beim Anfahren rollt die Lok noch etwas sanfter los.

Erst glättet man den Kollektor mit ‚groberem‘ Leinen, dann poliert man die geglättete Oberfläche mit feinem Material nach, bis sie im Wortsinn spiegelglatt ist. Im Fall von wenig gefahrenen Loks ist es oft ausreichend, den Anker mehrfach mit den Fingern in sanft um den Kollektor gewickelten Polierleinen zu drehen. Nur in stark gebrauchten Loks sollte man den Kollektor in eine Bohrmaschine einspannen und mit dem Polierleinen semi-professionell glätten. Stets äußerst umsichtig vorgehen!

Ich habe meine Streifen Polierleinen hier gekauft: http://www.meshy.de/ Brauchbar sind auch Polierfeilen aus dem Kosmetik-Bedarf.

Decoder

Anstelle des Delta-Moduls wird märklins neuer Sounddecoder eingesetzt, inklusive 21poliger Schnittstellen-Platine von märklin. Die Verkabelung erfolgt nach NEM-Farbschema, nicht nach märklins Hausnorm, denn immerhin wird die Lok zukünftig in reiner DCC Umgebung unterwegs sein. Da braucht ein DC-Newbie keine unterschiedlichen Farb-Schemata zu lernen.

Klar zu erkennen sind die beiden neuen Radschleifer.

Neue Drehgestelle

Bei märklins Service war man von meiner Anfrage nach passenden DC Rädern überfragt bis belustigt. Zufälligerweise hatte ein Bekannter zwei passende 212-Drehgestelle mit DC Rädern im Fundus, die er sich irgendwann hatte anfertigen lassen. Bis heute wissen wir nicht, von welchem Fahrzeug diese Räder eigentlich stammen. (Zielführende Hinweise nehme ich gerne entgegen!)

Im DC Betrieb sollten nur zwei Haftreifen eingesetzt werden, am besten über Kreuz angeordnet. Das verbessert die Stromaufnahme. Den separaten Radkontakt klebt man mit UHU-Kontaktkleber unter das Antriebs-Drehgestell. Das schwarze Kabel führt man im Rahmen nach oben.

Vor dem Einbau des Laufgestells sollte in dessen Rahmen das schwarze Massekabel am Metall angelötet werden, diesen Bereich dazu etwas blank reiben. Ein rotes Kabel kommt an den ehemaligen Schleifer-Anschluss. Beide Kabel führt man durch den Rahmen nach oben, dann baut man die Drehgestelle in den Rahmen. Erst abschließend wird der neue Rad-Schleifer angeschraubt.

Innen braun eingefärbt, Radreifen metallisch. Schon edel.

Der metallische Glanz der seitlichen Radscheiben hat mich gestört, also wurden sie des netteren Aussehens wegen seitlich im zum Drehgestell-Rahmen passenden RAL-Farbton Graubraun 8019 eingefärbt. Die äußeren Radreifen bleiben metallisch. Ich finde, die Fahrzeuge gewinnen so an Attraktivität

Kupplungen

Märklins Kurzkupplung funktioniert prima im märkliniverse, aber wenn andere Fabrikate dazukommen, kann es hakelig werden. Also wurde die märklin Kupplung ausgetauscht werden gegen Rocos Universalkupplung. Da die betreffenden Halterungen nicht wirksam waagerecht zu befestigen waren, wurden später die höhenverstellbaren Universalkupplungen angebracht, die für sicheres Einkuppeln sorgen.

Der Widerspenstigen Zähmung. Tesafilm hilft.

Tipps:

  • Auf der Motor-Rückseite fixiert man die Kabel dauerhaft mit einem Streifen Tesa-Film.
  • Das Gehäuse dieser Lok entwickelte über die Zeit seitlich einen kleinen Sprung. Es zeigte sich, dass märklins Kunststoff aus den 90er Jahren wirklich spröde wird. Beschädigungen bei diesen Lokmodellen lassen sich vermeiden, indem beim Zusammenbau die Gehäuseschraube nicht zu fest hineindreht: Sicher fest ja, zu stramm nein. Lieber etwas lockerer lassen.
  • Das Fahrwerk war recht schwergängig, Verursacher dürfte märklins berüchtigtes Werks-Schmieröl sein, auch als „Getriebekleber“ bekannt. Also wurde die Lok anfangs komplett zerlegt, selbst der Motor wurde auseinander genommen. Das ‚Modellbahn-Öl SR24‘ ist sehr geeignet, feste Getriebe wieder gangbar zu machen. Man pinselt das Zeug großzügig über die betroffenen Stellen und prüft alle paar Minuten vorsichtig, ob sich irgendetwas bewegen lässt und pinselt nach. Irgendwann bewegt sich alles wieder. Mit einem festen, sauberen Borstenpinsel entfernt man später alte Öl-Brocken, bis alles wieder sauber ist und sich frei dreht. Über Nacht trocknen lassen und mit einem guten Schmier-Öl vorsichtig nachölen.

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