Bundesbahn Startset in TT von Tillig 01443.

Die Baugröße TT 1:120 ist genau richtig für diejenigen, denen N zu klein und H0 zu groß ist. In den USA erfunden etablierte sich die Bezeichnung „Table Top“ . Derzeit ist die Firma Tillig der einzige Anbieter von Startsets in TT, obwohl auch Andere das ‚Zeug‘ dazu hätten.

In den letzten zwanzig Jahren wurde eine beachtliche Auswahl an Bundesbahn-Modellen für TT entwickelt, die qualitativ gut mit bekannten H0- und vor allem N-Fahrzeugen mithalten können.

Als bestimmende Anbieter für Bundesbahn-Fahrzeuge sind derzeit die vier Marken unterwegs: Kres, Kühn, Piko und Tillig. Dazu kommt der Anbieter PSK für interessante Güterwaggons. Derzeit mal wieder aus TT verabschiedet hat sich Roco, aber bei denen sind ‚Entscheidungen‘ oft eher von kurzer Dauer. Hornby entwickelt unter dem Label Arnold hin und wieder TT-Fahrzeuge, darunter eher zufällig mal Bundesbahn-Varianten.

Häuser-Bausätze gibt es in extrem exakter Qualität von Auhagen (sofern man die Bausätze im Misch-Maßstab H0/TT außer acht lässt), und wer alte Faller AMS Häuser mag, kann diese ebenfalls prima für die TT Bahn einsetzen. People gibt’s bei Preiser und Noch. Nur Auto-Modelle nach westeuropäischen Vorbildern sind wirklich selten.

Zuwenig Bundesbahn? Von wegen.

Man findet auf jeden Fall genug Material, um eine Anlage mit typischen Bundesbahn-Attributen aufzubauen. Wer sich über angeblich mangelnde Auswahl beschwert, der sollte erstmal checken, was es seit dem Jahr 2000 tatsächlich alles zu kaufen gibt und gab – sofern man diese Artikel mit Glück findet ist man erstmal gut ausgelastet.

Eine ganze Reihe von Modelle sind wirklich gut gelungen; Kühns Kasten-Loks der BR 110, 110.3 und 140 sind prima, die 103 sowieso, und auch die V60 ist ein Schmuckstück (für das wie auch in N üblich platzende Zahnrad gibt es Ersatz).

Das umfangreichste Portfolio an Lokomotiven und Waggons bietet die Firma Tillig, von der V200 über die Dampfloks der 001 und 050 bis hin zum 1962er Rheingold und seit diesem Jahr dreiachsigen Umbauwagen ist wirklich viel dabei. Eilzugwagen, D-Zug Wagen, Silberlinge, Schürzenwagen, und die Güterwaggons lassen sich hier nicht sinnvoll aufzählen.

Piko steuert den Diesel-Rangierer 290 bei, und derzeit wird ein Bundesbahn-Kraftprotz ausgeliefert, die BR150. Wie typisch für Piko gibt es inzwischen Varianten in blau/elfenbein und grün- hier sogar mit Einfach-Lampen und silbernem Dach.

Kres bietet den Bundesbahn-Schienenbus 798 und den gläsernen Zug 491.

Gleise gibt es in robuster Qualität und beachtlicher Auswahl von Tillig, optisch feiner aber in kleinerer Auswahl gibt es ein Sortiment bei Kühn.

Was kann nerven?

Doppelentwicklungen gibt es auch in TT, die BR 38 von Roco und Tillig, die Bügelfalte 110.3 von Kühn und Tillig, die Silberlinge von Kühn und Tillig (Kühns Schuld war das übrigens in keinem Fall.) und den modernen Eurorunner von Kühn und Piko. So findet aber jeder etwas, das ihm eben besonders gut gefällt.

Aber manchmal entsprechen die Modelle in TT nicht der Konzeption, die man aus anderen Baugrößen gewohnt ist, sowohl in der Denke, aber auch in der Umsetzung. Schrullen aber findet man in jeder Baugröße und bei jedem Hersteller, auch beim Platzhirsch märklin – dort allerdings meist schwerer und / oder teurer. Insofern: Irgendwas ist immer.

Startset für Bundesbahner.

So beginnt man gerne: Die schöne Diesellok zieht zwei Silberlinge; die Epoche 4 ist derzeit sehr beliebt. Der Waggon war mit einem Handgriff wieder zusammengeklippst. 😉

Fans der Bundesbahn finden einen soliden Einstieg in die Baugöße TT mit Tilligs Startset 01443. Eine Diesellok der BR 212 zieht zwei Silberlinge mit passendem blauen Rahmen. Als Steuerwagen gab es bis vor Kurzem den Silberling mit Karlsruher Kopf und Führerstand in blau/elfenbein (13844), den sollte Tillig mal wieder auflegen.

Recht komfortabel: Sowohl Lok als auch Steuerwagen besitzen jeweils sechspolige Schnittstellen für Digital-Decoder. (Wobei man sich in 2020 eine Plux-Buchsenleiste wünscht, gerade bei Wendezug-Loks.)

Tillig hat seine TT-Gleise überarbeitet: Die Weiche besitzt nun ein Herzstück aus Metall.

Gefahren wird auf einem etwas zu kompakten Gleis-Oval mit einem originell gestalteten, analogen Fahrgerät. Eine gute Idee ist, dass die Weiche im Set bereits einen elektrischen Antrieb besitzt. Denn zusätzliche gerade Gleise kauft man gerne und ohne gedanklichen Aufwand, aber wegen der Weichenantriebe stellen sich Viele anfangs schon irgendwie an.

So aber ist direkt einer dabei, und wer sich als Ergänzung ein Digitalsystem kauft kann einen günstigen „WeichEi“ Decoder anschließen: Augenblicklich lässt sich die Weiche über ein modernes, Digital-Steuergerät schalten. 👇🏻 https://modellbahnshop.moba-digital.de/Weichei

Außerdem liegen im Karton ein etwas plünniger Eingleiser und ein Kastenwagen nach Vorbild ‚Matador‘. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden dessen Vorbilder in Hamburg-Harburg gebaut, und Tillig hat davon schon viele bunte Varianten produziert. Mehr dazu hier: 👇🏻

👉🏻 https://de.wikipedia.org/wiki/Vidal_%26_Sohn_Tempo-Werk

👉🏻 http://www.hanomag-kurier.de/tempo91.html

Produkt- Qualität

Auf den ersten Blick wird klar, dass sich Tillig an H0 Modellen von Roco orientiert hat. Die konstruktiven Ähnlichkeiten sind unübersehbar. Aber, wie ein deutscher Komponist & Produzent (und womöglich sogar Sänger! ☺️) sagte: „Lieber gut abgeschrieben als sch…lecht selber komponiert!“ Nunja.

Lok und Waggons sind fein gestaltet und sauber lackiert. Beheimatet sind alle drei Fahrzeuge in Köln, Nippes und Deutzerfeld; das freut mich natürlich. Aus dem Karton heraus sind sie voll einsatzfähig und bereiten viel Spaß. Die Lok könnte etwas schwerer sein. Ihr Lichtwechsel ist gut zu sehen, die vier LED leuchten schön hell. Leider lassen sie sich später digital nicht separat ansteuern, und so strahlt die Lok ihre Waggons an.

Es versteht derjenige etwas von Farbe, der…

‚beige‘ von ‚elfenbein‘ unterscheiden kann. Tilligs 212 wurde offenbar wortwörtlich ‚ozeanblau‘ und ‚beige‘ lackiert. Dabei müsste sie ‚elfenbein‘ sein. 1974 kam ‚beige‘ nur ein paar Monate lang zum Einsatz, danach wurde ‚elfenbein‘ verwendet. Der Name war aber in der Welt, und seitdem nennen Generationen von Modellbahnern dieses Farbschema fälschlicherweise „blau-beige“. Nochmal: Das ist (fast immer) FALSCH.

Dass heute sogar Museums-Bahnen gern falsche Farben auflackieren ist die eine Sache. Aber ein Modellbahn-Hersteller sollte um die stimmigen Farbtöne wissen.

Gemerkt habe ich das nur, weil ich die zu weißlichen Griffstangen mit RAL ‚elfenbein‘ nachzog und sie danach noch immer zu hell aussahen. Ein weiterer Hauch von ‚beige‘ darüber, und die Farben stimmten überein. Ziss.

Recht eng und sicher, mit Kühn-Kupplungen (erkennbar an den kleinen Häkchen drunter).

Die Silberlinge treffen ihre Vorbilder recht gut. Das Muster der Pfauenaugen ist ungewöhnlich in einem creme-Ton aufgedruckt, die Wirkung ist aber in Ordnung. Fein gestaltet sind die Inneneinrichtungen, leider einheitlich in hell-elfenbein durchgefärbt. Das sollte so natürlich nicht bleiben…

Die Fenster erinnern mich irgendwie an die verkürzten Silberlinge von Roco aus dem Ade-Fundus in 1:100; als hätte man sie auf maßstäbliche Länge gezogen. Das kann aber täuschen; man müsste das mal nachprüfen. Beim Steuerwagen wirken die orangefarbenen Warnstreifen etwas zu gelblich.

Kupplungen – Kühn sticht Tillig. Noch immer.

In Kurven kann es passieren, dass sich die Kupplungen aneinander hocharbeiten und lösen oder verkanten. Tillig hat die Höhenverriegelung vergessen. Um diese für sicheren Betrieb nachzurüsten, gibt es zwei Möglichkeiten: Man bestellt sich bei der Digitalzentrale einen Ätzbogen und klebt die kleinen Teile an (dafür hat Tillig den kleinen Stift angeformt). 👇🏻

https://www.digitalzentrale.de/detail.php?sess=iarjkoi7rdubrah211k3gpriu7&art_id=313&abt=&itemgr=42

Oder man verwendet die artverwandten aber intelligenter gestalteten Kupplungen von Kühn-Modell bzw. seit 2023 Roco TT. Diese haben kleine Häkchen drunter, die das Hochschaukeln verhindern. Damit fahren die TT-Bahnen sicher. 👇🏻

👉🏻 http://www.kuehn-digital.de/files/74900.jpg

👇🏻https://www.roco.cc/rde/produkte/zubehor/sonstiges/4081900-kurzkupplungskopfe-grosspackung.html

Set-Gleise, solide aber zuwenig.

Die Gleise sehen gut aus, und die Weiche hat zwischenzeitlich ein Herzstück aus Metall bekommen. Dieser Bereich lässt sich also auf Wunsch nachträglich mit Strom versorgen. Für Liebhaber kurzer Loks besonders hilfreich. Das bedeutet auch: Tillig überarbeitet sein Sortiment.

Insgesamt fährt die Garnitur (mit den Kühn-Kupplungen) sicher und störungsfrei über das kleine Oval, egal wie schnell, oder ob geschoben oder gezogen. Aber ein paar weitere gerade Gleise dürften es schon sein.

Analoge Avantgarde.

Eigensinnig und interessant in Aussehen und Funktion.

Das Steuergerät erzeugt in der Lok einen Summton, weil es nicht einfach Gleichspannung auf die Gleise schickt, sondern eine pulsierende rechteck-Spannung. Damit haben die Loks mehr Power, und die LED sind bereits beim Anfahren hell erkennbar. Die optischen Gestaltung des Gerätes auf jeden Fall recht extravagant.

Natürlich empfiehlt sich die frühzeitige Erweiterung mit einem DCC-Digitalsystem. Den klaren Warn-Hinweisen in Tilligs Anleitungen folgend („maximal 14 Volt“) fiel mir die Warnung eines ehemaligen Roco-Mitarbeiters ein: Manche Roco-Digital-Zentralen geben bis zu 20 Volt auf die Gleise, so sagte man mir. Das ist dann eigentlich nichts für N oder TT-Motore. Also bei der Auswahl der Zentrale für diese Startpackung darauf achten, dass die Gleis-Spannung unter 14 V bleibt, bzw. so einstellbar ist.

Zurüstteile sind ätzend.

Pro Fahrzeug liegt eine (Un-)Zahl an Zurüstteilen bei. Auch das erinnert an Roco – und nervt genau so. Denn auch Tilligs Einsteck-Öffnungen sind eigentlich alle zu eng und müssen äußerst vorsichtig (!!) mit einem spitzen Pin sanft geweitet werden. Nach 35 Jahren Roco H0 habe ich keine Lust mehr auf solch‘ lästigen Arbeiten. Modellbahn-Fahrzeuge dürfen ready-to-run aus der Packung kommen.

Wer hat Angst vor Zurüstteilen? Hinweis: Dies ist, was übrigbleibt!

Damit die Teile langfristig dort bleiben, wo sie hingehören, habe ich einen alten Trick angewendet: Auf einen Plastik-Rest gibt man einen Klecks Sekundenkleber und tupft dann die Spitze des Kleinteils nur leicht auf die Oberfläche, sodass ein Hauch von Kleber haften bleibt. Dann direkt einsetzen.

Die vielen Zurüstteile haben ihre Wirkung. Ab Werk drangespritzt wäre es sympathischer.

Tatsächlich sind es wirklich zuviele Kleinteile. Unterhalb von H0 kann man Vieles durchaus in die Form integrieren, dennoch bleibt der Eindruck erhalten. Mir persönlich liegt nichts mehr an diesem Hersteller-Wettrüsten. Aus dem Alter bin ich raus, für mich zählt der Eindruck. Überdies: Superfeine HD-Modelle sind nicht für Jedermann handhabbar.

Und weiter?

Erstmal sollte man weitere gerade Gleise besorgen, damit das Fahren mehr Spaß macht. Aber wie das so ist mit Hinweisen: Man ignoriert sie sowieso. 😁

Also habe ich erstmal einen passenden Steuerwagen besorgt, und zwar einen mit orangefarbener Nase. Den gibt es schon lange nicht mehr, aber ich hatte eben Glück. Und er ist ebenfalls in Köln beheimatet. Passt also.

Tilligs Steuerwagen mit Lichtwechsel weiß / …
...rot. Dank sechspoliger Schnittstelle findet ein Decoder schnell seinen Platz.

Speziell für Bundesbahner hat Tillig vor Kurzem ein Set mit zwei Bauzug-Wagen ausgeliefert, beide in ozeanblau und in vielerlei Hinsicht klug konstruiert. Nur die Achs-Lager treffen das Vorbild-Aussehen nicht so wirklich. Vielleicht gibt’s hier mal ein vorbildnäher gestaltetes Bauteil.

Ergänzend könnte es zukünftig Niederbordwagen oder Hilfsgerätewagen in braun oder gelb (!) geben, und der Bauzug sieht schon mal nach mehr aus. Diese Waggons waren ja auch beim Vorbild nicht alle blau. Als Zuglok bietet sich vielleicht die kräftige 290 von Piko an, in klassischem purpurrot oder ebenfalls ozeanblau, und spätestens dann werden schon weitere Weichen fällig.

Als Gleise bevorzuge ich persönlich die von Kühn, trotz der kleineren Auswahl. Sie sind filigraner gestaltet, und mir gefällt sowas. Außerdem ist Ihre Geometrie klarer. Die hier vorliegenden Gleise von Tillig mit Schwellenbandgleis sind natürlich sehr ordentlich gemacht, aber ihre Geometrie entbehrt jeglichen Komforts.

Um von Anfang an digital zu fahren gibt es inzwischen unzäglige Möglichkeiten. Preislich von-bis.

Nun ist dies ein privater Blog und keine objektive, wissenschaftliche Abhandlung (nur zur Erinnerung, ne?). Daher empfehle ich an dieser Stelle ein System, das mir persönlich Spaß macht:

Häuser & Zubehör

Entweder man schaut auf die Auhagen-Website, oder, wenn man von der westlichen Seite des Landes geprägt ist, liest man diesen Artikel:

Was passt, passt. ☺️

Fazit

So geht das. Tillig stellt eine schöne Basis für Bundesbahn-Fans her. Fahrzeuge und Gleise überzeugen optisch und qualitativ. Für ‚mehr‘ muss man online schauen: Zwischen Flensburg und Freilassing ist man als TT-Bahner mit wenigen Ausnahmen auf den Online-Handel angewiesen.

Es gibt und gab eine große Zahl an schönen Fahrzeugen nach Vorbild der Bundesbahn. Da diese zumeist erst in den letzten 20 Jahre auf den Markt gekommen sind, garantiert das moderne Konstruktionen.

Informationen zu TT: Sämtliche jemals erschienene Kataloge zum Thema TT findet man auf dieser Website, geordnet nach Jahren oder Hersteller. 👇🏻 https://as.rumia.edu.pl/tt/kat/katalogi.asp?firm=*

…und, ach ja, das ‚tt-board‘ sollte jeder einigermaßen gut erzogene West-Europäer meiden. Erheiterndes dazu zum Beispiel hier aus einem Forum der Spur N:

https://www.1zu160.net/scripte/forum/forum_show.php?id=977481

🙂🚂