Gesellschafts-Wagen von Roco 44739 mit vielen DCC- Licht-Funktionen.
Funktions-Fahrzeuge sind eigentlich nichts besonderes, da gerade märklin seit Mitte der 80er Jahre (!) recht viele Waggons mit digital schaltbarem Schnickschnack angeboten hat.
Nur, ‚von der Stange‘ kaufen kann jeder, und Selbermachen macht Spaß. Heute wird sowas gern ‚DIY Projekte‘ genannt (nicht von mir…). Exakt so ein Fahrzeug hat dann eben nicht jeder, im Gegensatz zur Großserie: Wer noch immer glaubt, märklins Insider-Modelle seien besonders selten oder gar ‚wertvoll‘, der glaubt auch an den Osterhasen.
Um sich kreativ auszutoben bietet sich Rocos Waggon mit der Aufschrift ‚Gesellschaftswagen‘ an. Es gibt verschiedene Bereiche, die gestaltet werden können: Einstiege, Küche, Anrichte, Speiseraum, Partyraum. Wenn man über die aufgedruckten Daten entspannt hinwegsieht kann man die Innenräume frei nach eigenem Gutdünken ausgestalten.
Ich habe meinen Waggon in die erste Hälfte der 80er Jahre versetzt. Die Räumlichkeiten wurden mit vielen farbigen Ausdrucken vom typischen Erscheinungsbild der 70er Jahre weggerückt – hier hat jetzt reine Pop-Kultur das Sagen, und die 80er konnten wesentlich cooler sein, als man das heute wahrhaben will. Grund dafür war übrigens die Attitüde (‚Popper!‘), und nicht Koks. Also, meistens jedenfalls. ☺️
Zuerst habe ich mit der Beleuchtung experimentiert. Eine digital schaltbare Lichtleiste 50708 von Esu wurde auf Höhe des Partyraums ihrer goldweißen LED beraubt. Statt ihrer wurden 3mm LED mit automatischem RGB Lichtwechsel eingelötet, das sind zwei verschiedene Typen mit jeweils schnellem oder langsamem Lichtwechsel, nett durcheinander verteilt. Die Küche wird vorbildgerecht fies in kaltweiß beleuchtet.
Esu bietet einen Flackerschutz an, im Doppelpack. Einer pro Waggon ist mehr als ausreichend, das Nachleuchten hält enorm an. Versteckt habe ich das Ding auf der Leiste, mit Doppelklebeband. Litzen führen zu den Anschlüssen an der Lichtleiste.
Zur Befestigung im Dach müssen daraus zwei dünne Querstreben entfernt und ein kräftiger Kunststoffsteg hineingeklebt werden.
Die Stromversorgung erfolgt von allen vier Kontakten in der Bodenwanne, daran habe ich Litzen in genügender Länge angelötet. Außerdem habe ich Rocos mittig geteilte Achsen eingesetzt, auch wenn sich Roco diese inzwischen gar fürstlich bezahlen lässt.
Dann wurden die Bereiche via Esus Programmer aufgeteilt:
- F0 schaltet die einzelne RGB LED im Einstiegsraum
- F1 schaltet alles auf einmal
- F2 schaltet den Speiseraum
- F3 den Partyraum
- F4 die Küche, per Zufallsmodus ein und aus. (Das kalte Licht nervt die Feierwütigen offenbar. Aber Durst hat man ja trotzdem. 🥂)
Dabei musste ich Rücksicht nehmen auf Rocos total überzogen-massive Dachbalken. Der Waggon wäre auch ohne diese stabil. Ich habe also die letzten drei RGB-LED mit ihren Beinchen in absurden Verrenkungen eingesetzt, damit sie immer genau zwischen den Querbalken durchkommen.
Beim Einschalten starten die bunten LED immer gemeinsam, aber schnell geht es schon ordentlich durcheinander zu – um sich später wieder zu fangen. Ein origineller Effekt, der sich netterweise jeder Kontrolle entzieht.
Dann der Boden. Ich meine, 80er! Schachbrettmuster waren „der letzte Schrei“! 😁 Also, flugs ein solches erstellt, die Fliesen in passende Größe gebracht, Ausschnitte für die Klippse und Kabel angeordnet und auf einer DIN-A-4 Seite mehrfach ausgedruckt (Jeder verschnippelt sich mal). Dazu ein ähnlicher Boden für Anrichte und Einstieg auf der Feier-Seite. Küche und zugehöriger Einstieg erhielten weniger aufregende Bodenbeläge.
Auf die Querwände des Partyraums kommt schwarzer Karton, die Querwände des Speiseraums verdeckt Artwork im 80er Jahre Stil – das Internet ist voll davon. Die Türen werden mit einem schmal zeichnenden Filzstift draufgemalt.
Die Tische meines Waggons waren ziemlich schlampig lackiert, also habe ich sie weiß nachgezogen und retro-Tischläufer draufgeklebt (findet man auch im Internet). Den Boden habe ich ausnahmsweise bemalt (VOR dem Aufkleben der Wand-Tapeten!), die Cocktailsessel wurden belassen, aber natürlich pastell-farben umlackiert.
Die Küche sollte einigermaßen zweckmäßig bleiben.
Dann begann die Suche nach Figuren. Jaja. Finde mal einer Feiernde oder Tanzende, die keinen Petticoat oder sowas tragen. Ätzend! Leute, sogar ‚Eurodance‘ ist inzwischen über 30 Jahre her… Für wie ältlich halten die Hersteller ihre Kunden eigentlich?
Fündig wurde ich dann doch – und zwar ausgerechnet bei Faller! Ich meine, FALLER!! 😁
Dort gibt es gleich zwei passende Sets, „im Club“ 151646 und „auf der Feier“ 151675. Sensationell! Dankbar direkt mal geordert. Besonders originell fand ich die Ladies mit Buddel in den Händen. 🍾
Man sollte Fallers Figuren offenbar mehr Aufmerksamkeit schenken. Befestigt habe ich die Feier-Biester mit ‚Hin und Weg‘ Kleber von NOCH.
Einen DJ habe ich nur auf ebay als Kleinserie für rund €50 gefunden. Das war mir zu düer für das angepeilte Ziel.
Die Schalt-Kontakte für die Schlusslichter habe ich aus Spaß an der Freud‘ teil-zweckentfremdet: Auf der Party-Seite brachte ich eine RGB LED mit langsamem Lichtwechsel an – manchmal will man ja für kurze Zeit seine Ruhe haben. Auf der Küchen-Seite glimmt eine warmweiße LED.
Dann fiel mir noch der letzte, einzeln schaltbare Kontakt wieder ein: Den nutzte ich für türkisfarbenes Licht im ‚Abort‘.
Warum keinen Sound? Ganz einfach, ich höre gern Musik, auch während ich mit der Modellbahn spiele. Wozu sollte ich dann aufwändig einen Musikspieler in den Waggon einbauen? Ich lasse die LED ja auch blinken, wie sie Lust haben, ohne ihnen einen Blink-Rhythmus vorzugeben. Für mich hat das was zu tun mit dem Erhalt des Unperfekten, der Fantasie. Auch deswegen kein Sound im Waggon.
Zusammen mit Loks und anderen Waggons in blau-elfenbein ist so ein aufgemotzter ‚Gesellschaftswagen‘ ein netter Hingucker.