Das Kill-Ebay-Gesetz.

Offiziell: Das „Plattformen-Steuertransparenzgesetz“.

Im Herbst 2022 wurde vom Bundestag ein neues Gesetz mit dem oben genannten, sperrigen Namen verabschiedet. Dieses bedeutet im Prinzip (ausdrücklich ohne rechtlichen Anspruch hier, mein Blog ist keine Rechtsauskunft!), dass jeder, der online handelt durch die Plattformen automatisch ans Finanzamt gemeldet wird, das dann bei Online-Verkäufen pro Jahr mit einem Gewinn von mehr als €2.000 oder mehr als 30 einzelnen Aktionen offenbar berechtigt ist, einzuschätzen, wann diese Person als „gewerblich“ einzuordnen ist. Ich glaube, so war die Forderung nach einem „starken Staat“ nicht gemeint. ☺️ 

Was das mit Modellbahnen zu tun hat: Wenn man in vor-ebay Zeiten seine Sammlung verkleinern oder austauschen wollte, waren Modellbahner auf Kleinanzeigen angewiesen (umständlich) oder auf sogenannte An- und Verkäufer.

Solche Modellbahn-Geschäfte nehmen bis heute die mehr oder weniger gebrauchten Modellbahnen in Zahlung; als Gegenleistung erhält man entweder (wenig) Bargeld oder eine Art Guthaben (nicht ganz so wenig) für Neu-Käufe.

Klingt gut, ist es aber nur selten.

Denn eine große Zahl dieser An- und Verkäufer ziehen ihre Kunden leider hauptberuflich über den Tisch. Natürlich gibt es auch faire Händler, aber … die sind selten. 

Händler wissen meistens sehr genau, was die Sachen am Markt tatsächlich bringen; quasi die Summen, die auf ebay erzielt werden. 

Nur, das Ansinnen der Händlers ist es naturgemäß, Gewinn zu machen. Also ist es nachvollziehbar, dass sie für gebrauchte Modellbahnen möglichst wenig bezahlen (oder gutschreiben), der Gewinn-Maximierung wegen.

Zudem finden diese Verhandlungen oft absichtlich in einer sehr angespannten Gesprächs-Atmosphäre statt, weil der Händler sein Gegenüber dadurch zermürben und den Ankaufs-Preis niedrig halten will. Ich habe selbst schon mitbekommen, wie sich Händler über die Kunden insgeheim amüsiert haben. Also, solche Aggro-Typen kann man sich wirklich ersparen.

Eben deswegen war ebay so erfolgreich: Die Leute bezahlen, was es ihnen wert ist, es gibt keinen Zwischenhändler; das ganze persönliche ‚Rarara‘ entfällt. Während viele Händler über Ebay fluchten.

Doch damit könnte es bald vorbei sein.

Denn gerade märklin-Sammler haben es oft mit beachtlichen Summen zu tun und könnten sich jetzt fragen, ob ihr Finanzamt wirklich erfahren sollte, wieviele Loks sie besessen haben.

Dabei teilt das Finanzamt sein Wissen sogar mit dem Zoll und den Jobcentern, wie die nette Dame im nachfolgend verlinkten Video erklärt. Das ist ein großer Schritt Richtung ‚gläserner Mensch‘; eine Vokabel aus den 80er Jahren, die erst heute so richtig aktuell aktuell wird.

Erklär-Video: 👇🏻 https://youtu.be/hBPrm8EHrhI

Was folgt daraus? Vermutlich zunächst gar nichts. Bis Anfang kommenden Jahres die ersten finanziellen Forderungen eintreffen.

Sann werden sich die Finanzämter zusätzlich zur normalen Arbeit mit vielen, vielen neuen Widersprüchen plagen müssen. Und die Menschen werden sich sorgen, wer alles was genau über sie weiß und womöglich wieder mal das Konstrukt ‚Europa‘ infrage stellen.

Und die Modellbahner? Werden wieder beim Händler anfragen oder auf Flohmärkte und Börsen ausweichen. Eine unerwartete Nebenwirkung auf Ebay könnte eine gewisse Nivellierung der Preise sein; man kann eben nicht mehr ungestraft Fantasie-Beträge draufschreiben.

Für Ebay, Kleinanzeigen etc. kann dieses Gesetz ihr baldiges Ende in Europa bedeuten. Denn letztlich dürften sich dort nur noch Gewerbliche tummeln, für die es längst einen Platz mit mehr Reichweite gibt: Amazon.