Lima BR 240, digital & Lichtwechsel

Es ist eine gewisse Herausforderung, Limas Modell der diesel-elektrischen Lokomotive BR 240 auf einen einigermaßen aktuellen Stand zu bringen. Aber es macht Spaß, und es lohnt sich. Der Text ist großteils sowohl für DC- als auch AC-Bahner interessant.

Die damalige Firma Lima aus Italien ergänzte in den 90er Jahren das Programm von Roco mit sehr vielen attraktiven Fahrzeugen, die man in Österreich offenbar für verzichtbar hielt. 

Lima trug damals mit dazu bei, dass es binnen weniger Jahre eine nahezu unüberschaubare Auswahl an Waggons und Triebzügen für Westeuropa in maßstäblicher Länge zur Verfügung stand:

Es gab zum Beispiel Silberlinge in vielen Varianten, den 1962er Rheingold und -pfeil in blau und rot (diese auch renoviert in 1:100), Triebzüge ET403, VT 08, ET430 und RAe, die Dieselloks 230 und 280. 

Außerdem gab es zwei damals moderne Lokomotiven, den massiven und dennoch schicken ‚Eurosprinter‘ BR 127 und eben die dieselelektrische Lok BR 240. 

Für Mittelleiter-Fahrer gab es viele der Triebfahrzeuge ab Werk mit speziellen Radsätzen und Schleifer.

Die hier besprochene Lima-Lok zeigt ein paar Eigenheiten, die sich allerdings bezwingen lassen. Die BR 240 erhält eine Schnittstelle mit (hier märklin-) Decoder ohne Sound, dazu (später) einen rot/weißen Lichtwechsel über LED und neue Kupplungen.

Vorarbeit.

Das geklippste Gehäuse abnehmen und Kabel von Motor und Glühlampen von der Platine ablöten. Die Glühlampen entfernen und entweder gegen 19V oder 24V Exemplare tauschen oder später gegen LED-Platinen.

Den Motor aus der Halterung herauslösen und diese aus dem Metallrahmen herausklippsen. Seitlich Aussparungen einbringen, zum Beispiel mit einem Seitenschneider oder einem (scharfen) Teppichmesser. Die Halterung wieder in den Rahmen einsetzen, sodass die Aussparungen von Rahmen und Halterung übereinander liegen.

Wer die vorhandenen Glühlampen nutzen möchte, belässt deren Verbindungen, muss aber die jeweiligen Decoder-Ausgänge dringend stark dimmen. Sonst werden die Birnchen zu heiß, und das Gehäuse nimmt möglicherweise Schaden. Wichtig: Dioden von der Platinen-Unterseite entfernen, durch Auslöten oder Wegschneiden.

für märklin: Schleifer-Wechsel.

Wenige Zentimeter Probefahrt haben ausgereicht, um mir das Lima-Bauteil zu verleiden. *RRRR* Nö. Weg damit. Als lautlosen Ersatz gab es Rocos „Flüsterschleifer“ mit 56mm Länge, seines Plastik-Einsatzes beraubt und an den Enden flachgebogen (mit einer stabilen Pinzette und geübten Fingern klappt das ganz gut) funktioniert er sehr leise und zuverlässig.

Lima hat das Loch für die Schraube leider nicht mittig angeordnet, also muss man hier eine Öffnung in den Kunststoff einbringen. Dann lötet man das vorhandene Kabel an die Kupfer-Feder und schraubt sie mit einer kleinen Senkkopfschraube im Drehgestell fest.

…und Ruhe iss. Himmel, wie konnten märklin-Fahrer sowas früher nur über Jahre ertragen. 🙄

Die Kupplung.

Die originalen Lima-Kupplungen sind äußerst zierlich aber viel zu kurz: Bei langen Waggons neigen sie in Kurven zum Überpuffern mit der Folge von Entgleisungen. Den Entscheidern waren KK-Kulissen wohl zu aufwändig, und Platz für separate Kulissen ist nirgends vorhanden. 

Ich probierte also alle möglichen Kupplungs-Alternativen; die einzigen Kupplungen mit ausreichender Länge sind ausgerechnet die klassischen ‚Relex‘-Kupplungen von märklin. Die funktionieren mit den märklin- und RTS-Kupplungen, aaaber: ohne ihre Vorentkupplungs-Bügel. Die muss man entfernen, sonst kollidieren sie mit den Puffern und verhindern weiteres Auslenken. Gewusst, wie. ☺️

Decoder.

Hier genau ausrichten…

Der kommt nicht unters Dach, sondern ersetzt das Umschalt-Relais unter dem Lokboden, versteckt im Gerätekasten. Denn Decoder können auch mal auf Temperaturen kommen, und Limas Gehäuse sollte man besser nicht Hitze aussetzen. 

Nach den Evolutions-Erfahrungen der letzten Jahre lege ich Wert auf eine Schnittstelle. Für märklin-Fahrer bietet sich das Decoderset 60972 an; wer auf ‚internationalen‘ Gleisen unterwegs ist findet die passende Schnittstellen zum Beispiel bei Esu (51967 plus Decoder nach Wahl).

Esus Platine ist schmal genug, nur märklins Schnittstellen-Platine muss an einer Längsseite schmaler geschnitten werden. Dazu lötet man dort die Kabel einfach ab (vorher ein Foto machen!) schneidet die Platine mittig der seitlichen Lötpads ab und lötet die benötigten Litzen wieder an; am Besten Richtung Platinen-Mitte zeigend.

Die Kabel werden durch die vorhandenen Öffnungen nach innen geführt, danach wird die Schnittstelle mit Sekundenkleber am Lokboden fixiert. Dabei unbedingt (!) den am Besten geeigneten Ort suchen, damit Kabel, Decoder-Buchsen und Gerätekasten sauber über- und ineinander passen.

Nun den Motor wieder in seine Halterung einsetzen, dabei die langen Litzen sauber links und rechts in den Lok-Innenraum hochfädeln; unbedingt Quetschungen vermeiden!

Die Lok-Platine wieder aufschrauben und die Decoder-Litzen anlöten. Die Litzen des Motors werden direkt an die Kabel grau & orange (DCC Norm) bzw. blau & grün (märklins Hausnorm) angeschlossen und ihre Verbindungen mit Schrumpfschläuchen gesichert.

Man kann hier vor dem endgültigen Kürzen der Litzen ausprobieren, ob Fahrtrichtung ‚vorn‘ wirklich der Führerstand 1 bzw. das Drehgestell mit Schleifer ist, und ob das Licht der Glühlampen sinnvoll mitwechselt. Ansonsten einfach die beiden Litzen vertauschen.

LED Lichtwechsel rot/weiß.

Anstelle von Glühlampen kann man heute kleine Platinen für einen rot-weißen Lichtwechsel einsetzen. Und wenn die endlich geliefert worden sind, zeige ich das an dieser Stelle auch gerne. 😁

Räder.

Lima liefert die Lok komplett ohne Haftreifen, laut Hinweis in der Anleitung der besseren Stromaufnahme wegen. Ah ja. In den USA sind solche Konstruktionen seit Langem üblich, und das funktioniert trotz der dort typischen, langen Wagenschlangen.

Wer aber stur-germanisch Haftreifen ganz supi findet (wie ich zum Beispiel 😁) kann die Nuten dafür nachträglich in die Räder einfräsen lassen. Genaue Angaben folgen.

So, und weil’s nett ausschaut habe ich auch hier die Radscheiben seitlich im passenden RAL Farbton graubraun 8017 ausgelegt unter Aussparung der Radreifen, wie üblich mit Farbe von Elita-Colours. 

Fazit: Endlich kann man die imposante, schwere Lok nicht nur solo, sondern mit Wagenzug und auch endlich digital fahren lassen. Auf Mittelleiter-Gleisen ist nun endlich leiser Betrieb möglich.

Mir gefallen viele der Lima-Konstruktionen der 90er Jahre wirklich gut. Auch, wenn diese oft den Gewohnheiten widersprechen, für mich macht sowas die Sache interessant, und eingefahrenes Denken erzeugt Langeweile. 🙂 

Seltsam, dass man bei Hornby kaum Sinn für diese schönen Lokomotiven und Waggons hat, es im Zweifel bei Einmal-Serien belässt und lieber eitel alles Mögliche neu baut…