Warum mich Klapper-Schleifer und viele Sound-Loks so sehr nerven. 🙄

Mit bestimmten, technischen Aspekten verhĂ€lt es sich wie mit dem GerĂ€usche-Macher beim Film: Sobald man ihn bemerkt, hat er einen schlechten Job gemacht. 

Technik ist kein Selbstzweck. Sie sollte diskret im Hintergrund arbeiten, einfach funktionieren und sich nicht stĂ€ndig bemerkbar machen. ‚Schleifer‘ sollten weder zu hören, noch zu sehen sein; oder wenigstens so wenig wie möglich. Klapperschleifer sind anachronistischer Mist. Basta. â˜ș

Als ‚Nei’gschmeckter‘ im ‚mĂ€rkliniverse‘ fĂ€llt mir gerade bei mĂ€rklin H0 oft eine gewisse Innovations-Verschleppung auf. 

Weder habe ich persönlich im Prinzip etwas gegen den Mittelleiter noch gegen verkĂŒrzte Waggons. ‚Desch iss Dradizion‘ und kann so bleiben; es gibt ja genug Fans. Aber gegen Hartherzigkeit den eigenen Kunden gegenĂŒber, dagegen habe ich was. Und die findet man bei mĂ€-AC schon hin und wieder.

So vieles könnte charmant konzipiert sein, aber man gewinnt den Eindruck, dass bei mĂ€rklin Traditionalisten und Innovatoren gegeneinander arbeiten – mit dem Ergebnis von Stillstand in den Basics. 

So treibt mĂ€rklin die technischen Funktionen seiner ZĂŒge inzwischen auf die Spitze – und baut zugleich altmodische, LĂ€rm verursachende „StromzufĂŒhrungen“ ein, deren Geratter sensiblen GemĂŒtern wirklich den letzten Nerv rauben können. Auf den als ‚Trix‘ benannten mĂ€rklin-Gleisen findet dieser LĂ€rm naturgemĂ€ĂŸ erst gar nicht statt. Deswegen kaufe ich diese. đŸ‘đŸ»

NatĂŒrlich wurden lĂ€ngst lautlose Lösungen fĂŒr die mittige Stromabnahme entwickelt, diese entdecke ich grad fĂŒr mich durch ‚Try & Error‘, aber mĂ€rklin baut solche modernen Dinge eben nicht unter seine Loks. Ob aus GleichgĂŒltigkeit oder Ignoranz, es ist ein fataler Fehler, denn:

Ausgerechnet diese einzigartige Signifikanz fĂŒr das „System mĂ€rklin“, der Mittelleiter, wird nicht nur auf dem Stand der 70er Jahre belassen, auch im Katalog bekommt die Sache nur wenig Raum: Was frĂŒher auf den ersten Seiten klar erklĂ€rt und als Vorteil herausgestellt wurde, taucht nun irgendwo  auf den hinteren Seiten bei den Gleisen auf. 

SchĂ€mt man sich bei mĂ€rklin inzwischen seiner Besonderheiten? Leute! Entweder man zeigt klar, wer man ist; so gewinnt man weitere ĂŒberzeugte Kunden. Oder man stellt konsequent alles auf internationale Norm um; es ist ja technisch das Meiste dafĂŒr vorbereitet.

Das, was heute ‚Trix H0‘ genannt wird ist die modernste, zeitgemĂ€ĂŸe Form der mĂ€rklin H0. Damit könnte man wuchern. Statt dessen hĂ€lt man am Prinzip des Mittelleiters fest, der in der Zeit von Wachs-Zylindern und Schellack-Platten erfunden wurde… Heutzutage im Grunde eine technische Schrulle.

Menschen, die jetzt jugendlich sind, sind die Ă€ltlichen Stammkunden von ĂŒbermorgen: Diese Zielgruppe mehrheitlich kennt keine extreme Markenbindung mehr, so wie das frĂŒher der Fall war. Die stehen nicht auf Schrulligkeiten. Die kaufen sich moderne Triebwagen von Piko, Decoder mit Lokprogrammer von Esu und Gleise von Roco, Piko oder Trix.

Ähnlich verhĂ€lt es sich mit dem Thema Sound. mĂ€rklin war Vorreiter bei Loks mit eingebauten GerĂ€uschen und schließlich echten Sound-Decodern. Aber eigentlich macht mĂ€rklin in Bezug auf Sounds seit 20 Jahren leider alles verkehrt, was möglich ist: 

Sound-Dateien in miserabler QualitĂ€t (niedrige Sampling-Rate und schlecht nachbearbeitet), winzige Lautsprecherchen, deren Klang per se eine Zumutung ist, und deren Umgebung aus metallischen Lok-GehĂ€usen, die unbehandelt den blechernen, kreischenden Eindruck der Mini-Speaker noch verstĂ€rken. Aber man stopft es in alle Loks hinein. FĂŒr mich als HiFi-Liebhaber (auf normalem Niveau – nix HighEnd hier mit Lautsprecherkabel-Esoterik) akustische Grausamkeiten. Und deswegen fahre ich solche Loks ausschließlich lautlos, ist mir sowieso lieber. Dann kann ich dabei ungestört Musik hören.

Wieso eigentlich akzeptieren mĂ€rklin-Kunden diese gleichgĂŒltige AttitĂŒde ihrer Lieblings-Marke? Weil sie es nicht besser wissen? Es bedarf keiner Revolution (das erledigt schon das KĂ€nguru), aber angesichts der inzwischen sensationellen 16bit-Sound-Projekte von Zimo sollte man sich bei mĂ€rklin in der Ehre angekratzt fĂŒhlen:

Nicht nur Adel verpflichtet, selbst so bezeichnete ‚MarktfĂŒhrerschaft‘ auch.

FĂŒr ‚mĂ€rklin H0‘ ist mehr drin, als nur das erfolgreichste Produkt am Markt zu sein. Mit mehr kreativer Intelligenz und weniger „des g’hört so!“ ließen sich Tradition & Coolness verbinden, und DAS wĂŒrde dann dem Image von mĂ€rklin H0 tatsĂ€chlich gerecht.

Dass selbst langjĂ€hrige mĂ€rklin-Fans Probleme vorfinden kann man hier nachlesen: đŸ‘‡đŸ»https://www.stummiforum.de/t202494f2-Testaufbau-C-Gleisanlage.html

Vielleicht begreift man irgendwann, dass ‚mĂ€rklin H0‘ als Marke selbst stark ist, nicht ‚weil‘ es den Mittelleiter gibt, sondern ‚obwohl‘. Und auf DC Gleis wĂ€re die mĂ€rklin auch wieder fĂŒr JĂŒngere attraktiv – was auch langfristig die Firma absichert. Und das sollte das Ziel sein, oder? 🙂

🚂