…märklin hält seine Kunden (für) dumm?

Früher hieß es über märklin, die Firma agiere gegenüber Händlern und Kunden zu autoritär. Heute ist es schlimmer.

Als Freigeist kann man mit dem Produkt märklin H0 irgendwann immer weniger anfangen, weil man fortwährend auf funktionale Grenzen stößt oder dreiste Propaganda vorfindet.

Mir ist es unerklärlich, warum dieser womöglich weltgrößte Modellbahn-Hersteller so drauf ist. Denn die meisten Mitarbeiter dort sind echt richtig nett! Nachfolgend ein paar meiner Eindrücke.

So einfach ist das. Mindestens. Aber Freiheit ist nichts für ‚märklinisten’….

Thema Kehrschleife. Wie ein esoterisches Mantra thront dieses Thema über allen märklin-Kunden: Man kann ja Kehrschleifen bauen, ohne nachzudenken! Wow! (Achtung, Ironie:) Ob man bei märklin seine Kunden für die blödesten Anwender der Welt hält, weil die es nicht mal auf die Reihe kriegen, bei einem Kurzschluss im Gleis die Lösung zu finden? Dabei bietet märklin im eigenen Sortiment ein Kehrschleifen-Modul an, versteckt bei Trix / Minitrix. Potzblitz! 👇🏻

https://www.trix.de/de/produkte/details/article/66846

(Antwort: Natürlich nicht. märklin will die Kunden vom Mittelleiter-System abhängig halten. Abhängigkeiten sind immer so eine Sache…)

Die britische Firma Hornby ist da wesentlich entspannter, als märklin. Die schreiben einfach auf die Gleispackungen, dass es für diese Gleis-Figuren einen Trick gibt, nachzulesen da und da. Tja, märklin: Nicht cool. 🤷🏻‍♂️☺️

So einfach kann das sein, die Schleifer-Vermeidungs-Strategie. Belohnt mit Eleganz im Gleis und Freiheit in der Fahrzeug-Auswahl… (c) Hornby.

Thema andere Hersteller auf märklin Gleis: Also, natürlich fahren Loks und Wagen anderer Hersteller auf märklin-Gleisen; vorausgesetzt, die Loks haben einen Schleifer. Auf dem C-Gleis rollen eigentlich alle DC Waggons; wer sicher gehen oder die Gleis-Besetztanzeige nutzen will, ordert einfach passende AC Achsen. Anbieter dazu gibt es zuhauf. 👇🏻

Ein Tipp zu AC-Achsen. Gibt’s auch für DC, für alle Fälle.

Aber märklin will ja gar nicht, dass sich die eigenen Kunden frei fühlen. Wie oben erwähnt will man sie abhängig halten vom „System märklin“, wie die Punktkontakte mal genannt wurden. Ziemlich verwerfliches Denken, und keineswegs selten. märklin bezeichnet andere Hersteller sogar als „Fremdfabrikate“, eine zumindest despektierliche wenn nicht sogar diskriminierende Vokabel. (Die ich vor langer Zeit selbst mal unreflektiert in einem Testbericht einer Fachzeitschrift verwendet habe – beides kommt garantiert nicht wieder vor.)

Nein! Ja! Oooh! 😁 (c) märklin

In den FAQs im StartUp Prospekt wird diese Kompatibilität sogar zunächst verneint, um dann durch „vereinzelt, auf der Schachtel abzulesen…“ doch noch reingemogelt zu werden. 🙄 Angesichts des riesigen Angebots von Loks mit Schleifern und Decodern durch Piko, Roco, Fleischmann und viele Andere, seit Jahrzehnten, wirkt das wie ein verzweifelter Versuch der Kunden-Einhegung.

Thema digital: Decoder, ab Werk in Loks eingebaut, hat märklin gesperrt gegen das Umprogrammieren per Decodertool 3. Weil, weil. Man könne ja die Loks „kaputt-programmieren“, so deren Service. Sehr wohl aber kann die Decoder verändern mit einem herkömmlichen DCC Gerät, das CV Programmierung ermöglicht. Ich erkenne da keine Logik, höchstens, und da sind wir wieder, autoritäres Gehabe.

Thema Decodertool 3: Wo wir gerade dabei sind, kleiner Reminder. Die Bedien-Oberfläche ist für harmlose Anwender viel zu kompliziert. Vermutlich absichtlich. So behindert märklin die Kreativität der eigenen Kunden, die vielleicht einfach gern eine persönliche Bahnhofs-Ansage aufspielen möchten, zum Beispiel vom Heimat-Planet… -Bahnhof. Wenn man den Kunden nichts zutraut, dann sollte man diese Möglichkeiten lieber ganz lassen. 👇🏻

Thema Kupplungen: Neuerdings werden bei StartUp die Relex-Kupplungen entschuldigend erklärt. Das war über Jahrzehnte nicht notwendig, wozu auch. Generation von zufriedenen Kindern und auch Erwachsenen haben damit gespielt, und selbsternannte Fachleute fangen mit den hübschen, bunten Waggons eh‘ nichts an. Hat sich da jemand eingebracht, der zwar von märklins Produkt-Kultur keine Ahnung, dafür eine Menge Attitude besitzt?

…und das seit Jahrzehnten! Shocking! 🥱 (c) märklin

Thema märklin/Trix: Mein Traxx-DieselVectron besitzt Radsätze, die sowohl auf DC Gleisen wie auch märklin-Mittelleiter Gleisen mit ihren speziellen Abmessungen rollen. Frage: Warum macht märklin das nicht bei allen Loks und Waggons? Damit wäre das gesamte Trix H0 Sortiment und der HickHack überflüssig. DC Fahrer klippsen einfach den Schleifer ab, und am Lokboden könnte es einen kleinen, soliden Schalter geben, den stellt man auf ‚DC‘ – passt.

Mit klarer Unternehmens-Kommunikation an Händler, Insider und auf der Website wäre das nach wenigen Monaten durch. 

Mehr dazu hier: 👇🏻https://blog.mobaz.de/2020/10/28/maerklin-h0-vectron-36292-fuer-internationale-gleise/

Nachtrag: Meine Lieblings-Geschichte stammt aus etwa Mitte der 90er Jahre. Damals riet mir ein Service-Mitarbeiter von märklin am Telefon in todernstem Tonfall, „ganz dringend“ auf Mittelleiter mit Wechselstrom umzusteigen, aus folgendem Grund: „Bei Gleichstrom fließen die Elektronen immer in dieselbe Richtung. Irgendwann ist eine der Schienen dicker, als die andere!“ Na, zum Glück fahre ich DCC. Puuuh, gerade noch davongekommen…! 🥳

Klar sind das alles Kleinigkeiten. Aber in Summe entsteht ein höchst unprofessionelles Bild; dieser Anbieter hat einfach das Glück, von seinen die-hard-Fans getragen zu werden. Wielange das noch gutgeht wird die Zeit zeigen. Denn die Jungen halten wenig von Markenbindung. Außer bei… 🍏

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