Who the fuck is S.U.S.I.?!

(Und wer sind ihre Antagonisten Aux3 & Aux4?)

Es gibt Technik, die begeistert, weil sie ohne Anleitung zu bedienen ist. Smartphones sind das beste Beispiel dafür, wie hochkomplexe Mini-Computer Dank einer brillianten Bedien-Oberfläche massentauglich wurden.

Verona Pooth soll gesagt haben: „Ich habe noch nie eine Email geschrieben, das läuft alles über Whatsapp!“ Pragmatisch ist sie ja. ☺️

Unzählige Male haben mir in den zurückliegenden Jahrzehnten sogenannte ‚Entscheider‘ ihre Sachen silbenreich als supidupi darstellen wollen, auch in der Modellbahn-Branche; oft hört man das Argument der eigenen Zielgruppe, die es genau! so! wolle, und ich überhaupt der Einzige (!) sei, der sich beschwere… 🥱 

Die aktuelle Modellbahn-Digitaltechnik ist auch sowas. Sie frustriert die Anwender, die sich mehr und mehr überfordert fühlen; nicht von der Technik selbst, sondern von den un-intuitiven Zugängen via Bildschirm.

Wir haben 2024, und die Bedienoberflächen der Programmer von ESU und märklin nervt noch immer auf Bits & Bytes Niveau?! Anstelle diese Zumutung abzustellen behaupten die Zuständigen einfach, die Kunden seien ja jetzt damit vertraut, und jede Änderung sei gaaanz schwierig… Das hat man über Schellack-Platten sicher auch mal gesagt. Und, Herzchen, Erklär-Videos ersetzen keine bessere Oberfläche. 😏

In den letzten Tagen habe also immer mal wieder (zu)viel Zeit aufgewendet, um herauszukriegen, wie man in eine TT-150 von Piko (mit der wirklich blöden Next18 Schnittstelle) Sound UND nette zusätzliche Lichteffekte hineinkriegt. Ergebnis: Nö. Klappt nicht. Entweder oder. Antwort vom Esu-Service binnen 24 Stunden? Auch nö. Erklärende Tipps von einer Freundin aus Neuseeland? Binnen Minuten, die Dame arbeitet übrigens ebenfalls in Vollzeit. Nee, ESU, so läuft das nicht, im Wortsinn.

Dieser umständliche Unsinn mit ‚Susi‘, irgendwas mit Aux3 und Aux4 (wahlweise aktivieren oder deaktivieren; der Programmer erlaubt aber offenbar nur eine Richtung…) hat mir dabei mega-Frust bereitet – weil die Software auf dem Denk-Niveau der 90er stehengeblieben ist und es Esu egal scheint, eine charmante, komfortable Bedienung zu ermöglichen: Buttons mit Shortcuts sowie Drag & Drop wären schon vor zehn Jahren „zeitgemäß“ gewesen. Aber nein, die Kunden „wollen es ja so“. (und Excel ist vermutlich sexy? nicht für mich.)

Apropos Excel. Oberfläche zum Esu-Programmer. 🥱

Warum hat diese Branche eigentlich kein Interesse daran, ihre Technik leicht bedienbar anzubieten? Psychologisch betrachtet zielt das in eine extrem fragwürdige Richtung.

Man erinnere sich an die Aussage von Herrn Uhlenbrock, die Kunden müssten sich seine Produkte „erarbeiten“. Nein. Jetzt schon mal gar nicht. Ich ignoriere sie. Bis auf den Profi-Boss, der ist klasse; aber da steckte ja auch Fleischmann mit drin.

Und „wollen“ die Kunden die Sachen wirklich so? Wenn man nach den Themen ‚Aux3 und 4‘ oder ‚Susi‘ googelt findet man viele verzweifelte Foren-Einträge. Die Leute finden das in Wahrheit sogar sehr ätzend! Sie wollen Modellbahn spielen und sich vielleicht ein paar Decoder programmieren. Aber die Bedienungs-Steinzeit und allgemeine Info-Vakuums mögen sie nicht.

Zumal: Zwei höchst kompetente Digital-Fachleute, beide 20 Jahre jünger als ich (oh je 😁), und beide wesentlich (weeesentlich) fitter, was die Untiefen von Digitaltechnik angeht, sehen das alles exakt genauso. Hinweis für IT-Fachleute: Es ist den Anwendern EGAL, wie es funktioniert. Und das ist ihr gutes Recht. Sie wollen nur, DASS es funktioniert. Bits & Bytes oder Windows? Tja, am Besten IOS, ne? ☺️

Wie geht man aber nun damit um, wenn Anbieter zu komplizierte Produkte auf den Markt bringen und erwarten, dass man „lernt“, sie überhaupt zu nutzen? Manche Anwender neigen dazu, besonders ehrgeizig zu werden, um allen zu zeigen, dass sie sowas hinkriegen. Öhm. 👀 Ja, kann man.

Ich dagegen sehe die Sache, wie sie ist: Anmaßung der Anbieter, ewiggestrig, und ein bisschen auch mit der subtilen Absicht, die Kunden klein zu halten. 

Solange behäbige Zyniker das Sagen haben ohne echten Bezug zur harmlos spielenden Kundschaft wird sich nichts ändern.

Meine Reaktion? Na, ist doch klar, ich rupfe das Zeug aus meinen Fahrzeugen. Lieber verzichte ich auf ‚Modernität‘ (was auch immer dies bedeuten mag), wenn sie soviel Stress verursacht. Dafür erwerbe ich Decoder, die für mich beherrschbar sind, und ich kann mich aufs Spielen konzentrieren. 🙂

Das ist übrigens meine persönliche Einstellung, die ich über die Zeit entwickelt habe und hier äußere. Wer dagegen seine Lebenszeit gern mit High-Maintenance Produkten verbringt, dem sei das gegönnt. 🙂🚂

P.S.: Der Unsinn hat schon in den 90er Jahren angefangen: 

a.) Bei der ‚N‘ Schnittstelle wurden die sechs Kontakte schön artig nebeneinander angeordnet – aber leider nicht mittig gespiegelt. Sondern zweimal Gleis, zweimal Motor, zweimal Licht. Ergebnis? Seit 30 Jahren wundern sich neue N-Bahner, warum ihre Lok nicht fährt. Das hätte sich vermeiden lassen… 

b.) Als Roco die achtpolige Schnittstelle normen ließ wurde auch hier eine heitere Verdreh-Möglichkeit eingebaut. Und nicht nur das, schon damals hätte man wissen können, dass die hauseigenen Loks oft zwei weiße und zwei rote Glühlampen besitzen – die Schnittstelle bot anstelle von vier aber nur drei schaltbare Kontakte. Und das, obwohl Lenz bereits Ende der 80er Jahre Decoder mit vier Schaltfunktionen gebaut hatte. Für das märklin ‚DCC‘ Digitalsystem, eingebaut in die Dampflok der BR86. Wer es wagte, deswegeb kritisch nachzufragen wurde silbenreich abgebügelt. Siehe oben. ☺️🚂