Digitaldruck ist die Pest. (2024)
Ich finde Digitaltechnik meistens ganz gut. Es sei denn, das Ergebnis ist mies. Bei märklin ist es das in den meisten Fällen. Die „perfekte Modellbahn“ erzielt man so nicht.
Wohlvertraut ist mir der Klang-Unterschied zwischen einer guten, garantiert analog gemasterten Schallplatte aus den 80er Jahren und einer metallisch klingenden CD aus demselben Jahrzehnt. Aus dieser Zeit resultiert die Ablehnung digital übertragener Musik bei Hardcore-Analog-Lauschern.
Damals lieferten die analog-digitalen Wandler eine Qualität, die zwar irgendwie nutzbar war, die man aber nicht fühlbar genießen konnte. Der erste Hörtest einer CD 1986 war für mich fast ein Schock, so eingefroren klang das alles. Richtig mies.
Aber die Entwicklung ging ja weiter, und heute klingen viele 16bit CDs so gut, dass der ‚Siegfried nicht mehr wie ein Friedrich‘ klingt, wie man früher sagte: Die S-Laute sind bei aktuellen CDs (die ohne ‚Loudness-War‘ auskommen) als solche fein herauszuhören.
Sogar noch höher aufgelöste Musik bietet die Website ‚Quobuz‘ an; ich habe den aktuellen ABBA-Sampler ‚The First Fifty Years‘ gekauft in der höchst-möglichen Qualitätsstufe 24bit / 92kHz. 💪🏻
Wer mal derartig hochaufgelöste Musik gehört hat über gute Kabel-Kopfhörer (Smartphones brauchen einen DAC Adapter für die tatsächlich mögliche Audio-Qualität), der braucht keine LPs mehr. Das hier klingt um Welten besser.
Und ich zumindest bekam erstmal nicht genug davon, es ist ein echter Genuss. 🎶 Obwohl ich die Titel womöglich schon ein paar tausend Male gehört habe. ☺️
Was das alles mit Modellbahn zu tun hat?
Die Modellbahn-Hersteller bewegen sich mit ihrem aktuellen Digitaldruck auf dem Niveau der CDs der 80er Jahre und verschandeln damit ihre schönen Modelle. märklins InterRegio (43900) ist das beste Beispiel. Oder auch dieser 2024er Sonderwaggon, dessen Beschriftung exakt und scharf aufgedruckt wurde, dessen Illustration aber eine Zumutung darstellt. Erinnert an eine Collage aus Krepp-Papier….
Digitaldruck ist machbar, er erfüllt seinen Zweck, aber, sorry, es sieht oft echt beschissen aus. Billig, matschig, manchmal sogar fühlbar dick. Egal, ob bei märklin, Piko oder Roco. Modellbahnen aber sollen schön sein.
Okay, die Drucker-Maschinen sind längst gekauft, sie sollen verwendet werden. Warum setzt man diese Maschinen nicht sinnvoll dort ein, wo sie ihrem Niveau ent-sprechend an-sprechende Ergebnisse erzielen können?
Seit 1996 gibt es das C-Gleis, man erzählt sich, es sei das erfolgreichste Gleissystem unseres Planetens. Die Menschen lieben es, weil es so herrlich unkompliziert aufzubauen ist. Aber die Farbe! 🙄
Anfangs mattgrau mit mittelbraunen Schwellen ist es heute dunkelgrau mit dunkelbraunen Schwellen, noch dazu glänzend. Das Ganze sieht nass aus, und durch die dunklen Farben entzieht sich der gesamte Gleiskörper dem Auge des Betrachters.
märklins C-Gleis zeigt keinerlei farblichen Kontraste, nichts Angenehmes oder Sympathisches; Manche lästern über „Asphalt-Gleise“. Es ist die perfekte Farbgebung für gefühllose Menschen, die alle Wohnungswände reinweiß streichen, das Auto in schwarz bestellen und das Kinderzimmer beige halten.
Schon mal eine Folge ‚Deko-Queen‘ geschaut? Es ist immer dasselbe: Mit Farbe wirken die Räumlichkeiten sofort freundlicher. Menschen mögen Farben, aber in diesen gefühlsarmen Zeiten trauen sie sich nur noch selten von allein an Farben heran. Und ‚Basaltgrau‘ ist keine Farbe. Sondern eine Fehl-Entscheidung.
Vermutlich führte das damals relativ neue Roco-Line Gleis mit blaugrauer Bettung zu dieser Un-Farbe, denn märklins Alpha-Gleis war noch freundlicher dunkelbraun durchgefärbt.
Als ich noch vor der Messe 1996 wegen des grauen C-Gleises entsetzt einen märklin-Mitarbeiter ansprach, warum man den Roco-Weg des unfreundlichen Graus gehe, stimmte er mir zu und sagte „Das kommt davon, wenn man auf sogenannte Fachleute hört!“💥 Booom. ☺️
Warum wohl hat das alte M-Blechgleis noch immer Liebhaber? Natürlich wegen seiner Farbgebung.
Und warum wohl orientiert sich das C-Gleis von Trix farblich an märklins M-Gleis und dem Profi-Gleis von Fleischmann? Weil beide ’sympathisch‘ aussehen. Und ja, das ist tatsächlich der Grund.
Pikos Bettung für das A Gleis hat den Vorteil, abnehmbar zu sein. Auseinandernehmen, mit Pinsel oder Sprühfarbe lackieren, zusammenbauen. Yay.
Aber das indifferente Grau von märklins C-Gleis sieht überhaupt nicht aus. Es macht das Gleis unsichtbar, was schade ist angesichts der soliden Konstruktion mit vielen Details.
Den Trix C-Gleisen sieht man das alles an, märklin-C nicht. Ausgerechnet beim Zugpferd verschenkt man Sympathie-Potenzial.
Die richtige Aufgabe für Digitaldrucker:
Also, Digitaldrucker angeworfen und Resultate erzeugt: Das wäre doch was, ein angenehm und aufwändig eingefärbtes märklin C-Gleis mit digital aufgedruckten Sprenkeln in vorbildgerechter, angenehmer Optik, vielleicht als Testpaket ‚Revers-Primex‘ oder als Sommer-Neuheit.
Die Modellbahner würden erneut reagieren wie bei märklins Generations-Wechsel vom Drehgestell-Motor zum Mittel-Motor: Das gewohnte ‚Heiligtum‘ wird erst benörgelt und dann willig ersetzt durch modernere Resultate.
Schöne Gleise ab Werk wären eine Errungenschaft, die auch andere Hersteller aktuell nicht bieten. Es sei denn, man verwendet Schwellenband-Gleise zusammen mit der Merkur-Bettung. Was denkbar ist ist machbar.
🙂🚂