Pikos neues H0-Bettungsgleis (A-Gleis).

Für mich war es DIE Messe-Überraschung 2019: Piko spendiert seinem etablierten A-Gleis ein Schotterbett. Seit Ende März befinden sich die ersten Bettungsgleise in Auslieferung.

Alle großen Hersteller haben Modellbahn-Gleise mit Schotterbett im Sortiment. Nun hat Piko nachgezogen, und dieser Text beschäftigt sich mit diesem System, auch, was signifikante, zukünftige Neuheiten betrifft. Das ist ja das Praktische an der Online-Schreiberei: Man kann immer mal wieder etwas nachreichen. 😏

Fleischmann, Trix, Piko, Roco.

Derzeit lieferbar sind notwendige Standard-Gleise, Gerade, Gebogene und normale Weichen sowie Bogenweichen. Zur Messe 2020 wurden alle ausstehenden Gleisbettungen avisiert. Pikos hält seine Website wirklich aktuell:

https://www.piko-shop.de/index.php?vw_type=301&vw_id=348&vw_name=detail

Startsets von Piko mit dem Bettungsgleis findet man hier:

https://www.piko-shop.de/index.php?vw_type=301&vw_id=358&vw_name=detail

Ein erstes Video von Piko zum Bettungsgleis kann man hier anschauen:

Als eine damals preiswerte und dennoch attraktive Alternative zu teuren Gleissystemen startete Piko sein Schwellenband-‚A-Gleis’ in den Nullerjahren. Weichen für zehn Euro und gerade Gleise für rund €1,10 waren eine klare (Kampf-) Ansage. Längst hat sich das A-Gleis eine stabile Fan-Basis erarbeitet.

Hinweis: Am Ende dieses Textes beschreibe ich meine Einschätzung der Schienenprofil-Qualität.

Das A-Konzept.

Offensichtlich hatte man bei Piko die vorhandenen Gleissysteme anderer Hersteller sehr genau analysiert und die jeweils überzeugenden Merkmale übernommen. So macht man das.

Von märklin kennt man die praktische lang-kurz-Geometrie, von Roco die Weichen-Charakteristik und von Peco und Hornby die Stellzungen aus Pressblechen der Weichen (die Piko bei einigen Weichenformen inzwischen endlich gegen stabile Teile aus Profilen ersetzt hat.)

Die Schienenprofile sind zwar 2,5mm hoch (damit auch uralte Modelle hubbelfrei darauf rollen können), dennoch wirken sie beim Blick von oben auffallend filigran, weil sie besonders schmal geformt sind. Diese Wirkung kann man noch betonen, indem man die Profile seitlich dunkel- oder rostbraun einfärbt.

Unübersehbar ist dieses Gleis ein direktes Konkurrenz-Produkt zu RocoLine ohne und jetzt auch mit Bettung; die Optik der Bettung erinnert auch an die eleganten Kato-H0-Gleise ‚Unitrack‘.

Vor allem die Geometrie macht Spaß, sie ist so nett übersichtlich. Bei RocoLine können einem die vielen unterschiedlichen Mini-Gleise schon auf den Keks gehen, bei Piko gibt es da nichts, was in dieser Strenge allerdings auch wieder nicht optimal ist:

Links unten die Lücke.

Auch bei Piko fehlt das eine (!) wichtige Mini-Gleis, das den Unterschied der beiden Standard-Geraden ausgleicht. Gerade für Weichenstraßen ist dieses 8mm Gleis wichtig.

Bettungen für das A-Gleis.

Stellprobe: Alles passt stilistisch gut zusammen.

Was dem A-Sortiment fehlt, ist ein Entkupplungs-Gleis. Und eben bislang eine Bettung. Wobei der zweite Wunsch nun gleich doppelt erfüllt wurde:

So sieht eine Schotter-Platte von Merkur für die Piko A Weichen aus.

1. Die Firma Merkur bietet für das A-Gleis ein schönes Sortiment an Bettungs-Teilen an, mit dem typischem braunen Korkschotter; man kennt diese Produkte unter dem Namen ‚Styroplast‘.

Man drückt die A Gleise einfach in die Vertiefungen, und sie halten dann durch Klemmsitz fest. Merkur komplettiert derzeit sein Bettungs-Sortiment für das A Gleis; was online noch nicht verfügbar ist, kann dennoch bereits lieferbar sein. Nachfragen empfiehlt sich.

https://www.merkur-styroplast.de/Gleisbett-Zubehoer/PIKO-A:::46_88.html?MODsid=ddb99248789199dff522b2ef88a76f8c

Mittig der Streifen für Böschungen, falls auch bei Weichen gewünscht. Rechts eine Bettung für den ‚Gegenbogen‘.

Zuschnitt ab Werk. Perspektive als Zitat.

2. Nun hat Piko eine eigene Bettung entwickelt, Branchen-üblich grau gefärbt, und mit etwas groberer Schotter-Struktur, als bei RocoLine oder märklin/Trix-C. Dennoch oder gerade deswegen wirkt Pikos Bettung seit dem ersten Betrachten auf mich äußerst sympathisch.

Dabei ist das Konzept sehr einfach: Die vorhandenen A-Gleise sind ab Werk quasi unverändert auf die Bettungen geschraubt. Rocos umständliche Verrenkungen, die das Bettungs-Line-Gleis konstruktiv so kompliziert machen, vor allem bei den Weichen, hat Piko umgangen. Gut so.

Längs- und Querstreben als Stabilisatoren.

Pikos Bettung besteht aus unerwartet stabilem, leicht flexiblem Kunststoff. Piko war so klug, im Böschungskörper durchgehende Längs-Streben anzuformen, die exakt unter den beiden Schienen angeordnet sind, also dem Schienenverlauf folgen. Schwere Fahrzeuge machen dem Gleis also nichts aus, und dennoch ist die Bettung flexibel genug, um die Fahrgeräusche zu dämpfen. Viel Gedankenschmalz, das zu diesem Ergebnis geführt hat. Respekt.

Man fragt sich da schon, warum Roco in seiner speziellen Situation 2005 keine ähnliche Lösung gefunden hat.

Das Zusammenstecken ist noch immer ein bisschen fummelig, weil Piko darauf verzichtet, die Schienenfüße unten anzuschrägen.

Durch die weit herausragenden Laschen der Schienenverbinder kann man sich schnell mal unfein pieksen. Diese Dinger gehören umgebogen: Wenn man schon bei Anderen abguckt, dann bitte richtig. Die Bettungs-Enden haben zueinander keine nennenswerten Abstände, beim Zusammenstecken entsteht ein recht homogenes Bild.

sich biegende Bettungen.

Ich stelle fest, dass auf der „Platte“ nicht alle Gleise wirklich eben aufliegen. Man kann sie aber leicht niederdrücken, da ist kein Widerstand.

Diese Verwerfungen entstehen durch die ‚Buchsen’, in die die Gleisklammern einschnappen. Diese Buchsen wurden mit sich nach unten schräg erweiternden Seiten gestaltet. Das ist unklug, denn dadurch wird die Bettung hochgedrückt. Fällt sowas eigentlich vor Auslieferung niemandem auf…?

So verdrehen sich die A-Bettungen gegeneinander.

So sehen die ‚Verwerfungen‘ von unten aus.

Beim Ankleben während des Anlagenbaus ist das allerdings kein Thema mehr.

Rechts die ‚Buchse‘ mit schrägen Seiten.

Für den hauseigenen Prellbock hat Piko eigens eine Viertelgleis-Bettung konstruiert. Ein schönerer, komplett neuer Prellbock wäre vielleicht die attraktivere Alternative gewesen…

Prellbock mit Spezialbettung.

Ruhe macht Freude.

Denn einer der wichtigsten Vorteile der Bettungen aus flexiblem Material ist das Dämpfen der Fahrgeräusche. Um diesen Effekt weiter zu optimieren, sollte man Pikos Bettungsgleis nicht direkt auf die Holzplatte kleben, sondern erst den gesamten Gleisbereich zum Beispiel mit Matten aus Zellkautschuk bekleben und erst darauf die Bettungsgleise kleben (!).

Jeweils ausschließlich dauer-elastischen Kleber verwenden. So bleibt nicht nur die Investition sondern bei sinnvollem Aufbau auch die lärmdämmende Eigenschaft der Bettung erhalten.

Beim Befahren bemerkt man dann sofort, dass vom Rollgeräusch kaum etwas übrig ist, ein sehr eleganter Eindruck entsteht. Und mir zumindest macht es so mehr Spaß, meine Züge fahren zu lassen.

Auf Pikos A-Bettungsgleis entsteht beim Befahren ein ‘Rausch-Geräusch‘ im mittleren Frequenzbereich, das zwar vernehmlich ist, mich zumindest aber nicht stört. Manche vergleichen das Roll-Geräusch auf Pikos Bettung mit dem Eindruck von Vorbild-Fahrzeugen. Und da ist echt was dran.

Gleise des Wettbewerbs dagegen erzeugen wirklich Krach, Fleischmann-Profi und Märklin-C und Trix-C vibrieren ungebremst wegen ihres harten Materials, und zusätzlich reflektieren sie den Schall der rollenden Züge. Sensible Gemüter sind aber für möglichst wenig Lärm beim Modellbahn-Spielen sehr dankbar.

Die Schrauben in Pikos Schwellen mögen bei Vorbild-Fanatikern einen veritablen Kulturschock verursachen, aber für diese Zielgruppe ist Pikos Gleis ohnehin nicht gemacht.

Diese seriös und bequem von oben lösbare Verbindung von Gleis und Bettung bietet nämlich einen einzigartigen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern: Ganz einfach kann man das Schotterbett farblich verändern, auch nachträglich noch, mit sauberem Ergebnis, ohne umständliche Abklebe-Aktionen.

Umfärben leicht gemacht!

Die Farbgebung der Böschung ist typisch für die Branche. Wählte man früher Wohlfühl-Farben, greift man heute zu kaltem, Neutralem. Was für ein deprimierender Zeitgeist! Zum Glück kann man Pikos Bettung besonders einfach aufwerten.

Umlackieren macht schön! ☺️

Die Böschung lässt sich nämlich unabhängig vom Schwellenband einfärben, und das eben auch im Fall der Weichen. Man kann also die Bettungen separat lackieren, auch noch bei fest aufgebauter Anlage. Nach dem Trocknen der Farbe schraubt man die Gleise einfach wieder drauf. Für kreative Modellbahner ist das eine wirklich tolle Sache.

Gut geeignet für Pikos Böschungen sind zum Beispiel die Granit-Effekt Farben der Marke ‚Montana‘, weil sie auf Wasser basieren. Mit dem Farbton Granit Effekt braun wurden die oben gezeigten Gleise eingefärbt. Es gibt außerdem noch grau und hellgrau.

So sieht Pikos Bettung ‚nackt aus‘.

Beim direkten Konkurrenten RocoLine ist das Nacharbeiten im Fall der meisten Weichen nur mit extremem Aufwand möglich, weil diese fest mit Platinen im Sockel verlötet sind.

Das Schwellenband ist jeweils mit zwei bis vier Schrauben auf der Bettung befestigt. Wer sich an diesen sichtbaren Schrauben stört, kann die Gleise beim Anlagenbau ohne Schrauben mit dauerlastischem Kleber in der Böschung befestigen, dann die Löcher mit Kitt von Revell füllen und im RAL Farbton 8022 ‚Schwarzbraun’ betupfen – fertig. Auch farblich ein Vorteil gegenüber Roco, deren rötliche Schwellen mir seit 1989 nicht gefallen.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, das A-Bettungsgleis schöner aussehen zu lassen. Piko war so klug, die Schwellen etwas nach oben aus dem Schotterbett herausragen lassen. Hier lässt sich später beim festen Aufbau zusätzlich Modellbahn-Schotter aufbringen. Mir gefällt das alles sehr gut.

So fährt man vielleicht jahrelang auf seinen Gleisen herum, erweitert über die Zeit seinen Gleis-Fundus, und wenn eine ‚richtige’ Anlage aufgebaut werden soll, verwendet man weiterhin seine geliebten Gleise und professionalisiert ihr Aussehen mit schönem Schotter. Dazu hat Piko ein kurzes Video online gestellt.

Schnippeln leicht gemacht.

Links die Schnittkante.

Bei Geraden, die an die Weichen angesteckt werden, müssen die Bettungen schräg abgeschnitten werden, das kennt man von RocoLine mit Bettung. Im Fall des A-Gleises ist der abzutrennende Bereich allerdings kürzer, weil die Bettung weniger ausladend gestaltet ist.

Allerdings hat Piko versäumt, wirklich überall Schneide-Linien anzubringen, wie das Foto zeigt. Auch bei der Weiche oben fehlt diese Linie an einem Ende. Das ist schon ein bisschen eigenartig und wird hoffentlich noch nachgebessert.

Innen fehlen die Schneide-Linien, am anderen Ende sind sie ebenfalls nur auf einer Seite. Unpraktisch.

Mit einem Lineal aus Stahl und einem scharfen Cuttermesser ist das schnell und sauber erledigt. Diffizil wird diese Sache bei den Bogenweichen. Unter allen Gleisen finden sich Hilfslinien zum Schneiden, auch das kennt man von einigen RocoLine Gleisen.

Oben Roco-Line, unten Piko-A.

Oben Fleischmann-Profi, unten Piko-A.

Oben Pikos aufgeräumter Unterbau, unten Roco Line.

Rocos gefühlt (!) überbreite Bettung lieferte meiner Erfahrung nach einen der Gründe, warum viele Einsteiger lieber zu Fleischmann-Profi gegriffen haben: Das Gefühl, etwas „kaputtmachen“ zu müssen, nur um eine Bahn aufzubauen, ist gerade Einsteigern eher unangenehm. So ist Pikos schmalere Bettung nicht nur weniger aufdringlich und dadurch sympathisch, sie hat gegenüber Roco Line einen unschlagbaren Vorteil…:

Update: Denn inzwischen führt Piko wirklich alle A-Bettungen auch einzeln im normalen Programm. Also auch für Weichen. Das ist wirklich sehr gerissen, denn so entfällt der bekannte Frust-Faktor, der Nutzer von RocoLine seit 1989 stresst: Eine verschnippelte Bettung ist kein Drama mehr. Man ersetzt sie einfach gegen eine neue. Rocos Idee der unpraktischen Reparaturstreifen ist nicht nur billo-mäßig von Merkur abgekupfert sondern im Ergebnis alles andere als unauffällig.

Pikos entspannter Umgang mit dem Produkt ‚Bettung‘ wird sicher viele Interessenten überzeugen. Plus:

Man kann sich verschiedene Bettungs-Varianten hinlegen, für unterschiedliche Einbau-Situationen. Ein klarer System-Vorteil gegenüber RocoLine mit Bettung, dessen Hersteller seit 1989 Chancen zur Verbesserung ungenutzt verstreichen ließ.

Apropos Schnippeln: Beim Anschrägen der Weichenzungen geht man in Pikos Werk offenbar recht ruppig vor, wie dieses Foto zeigt. Schaut irgendwie angenagt aus.

Wie mit der Heckenschere… Das darf so nicht aussehen!

A-Zubehör.

Interessant ist das Bettungs-Zubehör. Wo andere Hersteller die Strom-Anschlüsse oder Weichen-Antriebe unter der Böschung verbergen, setzt Piko diese Dinge sogar ausdrücklich in Szene: Kleine Sockel mit Mauerstruktur stützen die bekannten, seitlichen Weichen-Antriebe und auch die Anschlusskästen zur Fahrstrom-Einspeisung. Das wird diejenigen freuen, die auch nach dem Anlagenbau noch bequem von oben an diese Dinge herankommen möchten.

So bezieht man die Modellbahn-spezifische Technik in die Anlagen-Gestaltung mit ein. Andere tun das, indem sie Mittelpunkt-Kontakte feiern. Jedem das Seine.

Und längst nicht jeder krabbelt gern unter seiner Anlagenplatte herum, um kopfüber an Elektro-Anschlüssen herumzuschrauben…

Viessmann-Sockel lassen sich zum Spielen unterstellen.

Die rechte Lasche muss man plattbiegen. Dann passt es.

Zubehör anderer Hersteller lässt sich für den Spielbetrieb mit dem neuen Bettungsgleis kombinieren: Viessmanns Oberleitungsmasten lassen sich ganz einfach unter der Böschung platzieren, dazu muss man nur mit einer Zange die Lasche vor dem Mast plattbiegen.

Wer preiswerte Fahrleitungs-Masten bevorzugt, kann alte Fahrleitungs-Masten von Vollmer oder märklin einfach auf zurechtgeschnittene Plastikplättchen kleben und diese unter der Böschung einklemmen. Passt.

Sogar märklins günstige Hobby-Signale passen zum A-Gleis: Den passenden Signal-Decoder gibt es für 15 Euro bei diesem Anbieter: https://www.decoderwerk.com/p/50102-c-gleis-signaldecoder-zum-schalten-von-1-maerklin-r-startup-signal

Dieser Signal-Decoder stammte noch von moba-digital. Für den Einsatz schneidet man einfach Abschnitte der Plastik-Stege heraus, dann lässt sich der Decoder in der A-Bettung versenken.

Kritik.

Gibt es was zu meckern? Ein bisschen.

Das A-Gleis hat sich vor allem durch seinen günstigen Preis bei höchst feiner Optik verbreitet. Mehr sollten Gleise nicht kosten.

Für die neuen Bettungsgleise hebt Piko das Preis-Niveau energisch an. Und das, obwohl die Bettungen aus nur jeweils einem einzigen Kunststoff-Teil bestehen. So etwas sollte sich günstiger und dennoch gewinnbringend anbieten lassen.

Immerhin bei den Weichen ist der Preis-Unterschied marginal. Aber die Standardgleise fallen auf: Ohne Bettung rund €1,50, mit Bettung etwa €2,70. Ob die quasi-Verdoppelung wirklich sein musste? Ich zweifle. Piko-Fans waren eine mildere Denke gewohnt. Und so könnte man eben auch direkt zu den oben erwähnten ‚professionellen’ Styroplast-Bettungen greifen.

Auch A-Gleise fühlen sich im Styroplast-Bett wohl. Wer mag, kann die Schwellen noch matt RAL 8022 schwarzbraun lackieren.

Offenbar nicht eingeplant hat Piko einen Weichen-Antrieb, der sich ‚unsichtbar’ innerhalb der Böschung verstecken lässt, wie das bei Roco und Märklin/Trix möglich ist. Dieser Antrieb müsste sehr flach sein, vielleicht ist dies eine prima Baustelle für Viessmann-Modell. Als Ergänzung wäre es schön, die glatte Kante neben den Weichen-Schwellen mit einem schmalen Streifen Bettungs-Plastik ausfüllen zu können. Aber selbstverständlich kann man auch die Bettungs-A-Gleise durch Unterflur-Antriebe stellen.

Die Sockel für Weichenantriebe bietet Piko im unpraktischen Sechserpack an, dessen Listenpreis rund €14 beträgt. Nicht gerade einladend für – technisch gesehen – überflüssige Dekorationsartikel, zumal mit Blick auf den Modellbahn-Nachwuchs mit (immer zuwenig) Taschengeld, der sich kaum fünf überschüssige Teile hinlegen möchte.

Ein Vergleich: Rocos digitaler (!) Bettungs-Weichenantrieb kostet nur rund 20 Euro, ohne Sockel oder Ähnliches zu benötigen. Piko verlangt 23.- allein für den Weichen-Antrieb, plus Einzeldecoder von einem externen Anbieter für rund 15 Euro oder deutlich mehr für die hauseigenen Bausteine, plus Deko-Sockel. Dieses (Preis-) Konzept kommt mir etwas überambitioniert vor.

Antrieb: https://www.piko-shop.de/index.php?vw_type=artikel&vw_id=664&vw_name=detail

Einzeldecoder: https://www.decoderwerk.com/p/30103-weichendecoder-zur-steuerung-einer-weiche-mit-magnetantrieb

Schrubb-Schienen.

Pikos 150 mit deutlichen Spuren.

Es gibt leider einen Aspekt, der mich lange davon abhielt, Pikos schöne A-Gleise wirklich zu verwenden. Es geht um die Schienenprofile: Bereits beim ersten Testen der A-Gleise 2006 stellte ich fest, dass darauf vor allem Schlepptenderdampfloks von Roco mit Kardan-Antrieb vom Tender zur Lok eine Art Metallstaub neben den Schienen zurückließen. Farblich eindeutig Rocos Rädern zuzuordnen.

Die Radreifen der via Kardan angetriebenen Lok-Treibräder glänzten auf einmal hell poliert, obwohl sie vorher noch dunkel und matt ausgesehen hatten. Bei keinem anderen Gleis-System war mir so etwas jemals vorgekommen. An den Rädern lag es also nicht.

Eine damals augenblicklich an Piko geschriebene E-Mail blieb ohne Resonanz. Auch mehrfaches späteres Nachfragen brachte kein Ergebnis. Ignoranz ist so eine Sache….

Deutliche Riefen nach zwei Tagen Betrieb auf dem A-Gleis.

Da ich nun in 2019 ahnte, was für Folgen der Betrieb auf dem A-Gleis haben kann, setzte ich für diese Online-Besprechung nur eine kleine Auswahl meiner Lokomotiven den A-Schienen aus.

Und siehe da: Die Räder der grünen 150 von Piko, einem wirklich wunderschönen Modell, zeigten nach nur zwei Tagen Betrieb auf dem A-Oval deutliche Polier-Spuren und Riefen.

Zuvor glichen diese Räder noch denen einer recht neuen 141, ebenfalls von Piko:

Normale Spuren auf Rädern einer 141 von Piko nach drei Jahren Betrieb auf Roco-Line und Trix-C.

Testhalber habe ich meine Piko-221 einen Tag lang über das A-Gleis geschickt, mit nahezu identischem Ergebnis.

Auch die Räder der 221 waren schnell hell geschrubbt.

Leider interessiert man sich bei Piko trotz diverser Hinweise nicht für eine Optimierung der A-Profile, obwohl auch intern längst Verdachts-Momente bestehen sollen, wie man mir berichtete.

Wenn man mit der Fingerkuppe vergleichend über Schienen von Piko-A und dann z.B. über Trix-C streicht, bemerkt man, wie rau sich Pikos Schienen anfühlen, und wie glatt die Trix Oberflächen sind. Sowas müssten doch eigentlich auch Andere bemerken.

Schienen, die Räder verkratzen können, so etwas dürfte es gar nicht geben! Modellbahnen sind kein Verbrauchsgut!

Dabei geht es nicht um die Form des Profils, wie ich anfangs dachte, auch die könnte sinnvoller gestaltet sein, es geht um die Oberflächen-Beschaffenheit:

Die Schienen zeigen eine deutlich zerklüftete Oberfläche. Ein Produkt mit einem derart klaren Mangel trotz mehrfacher Hinweise einfach weiter zu verkaufen, das lässt tief blicken.

Wie ich inzwischen erfahren habe, ist sich Piko der destruktiven Eigenschaften seiner A-Gleise durchaus bewusst, aber es ist ihnen egal. Mehr dazu hier auf diesem Blog: 👉🏻 https://blog.mobaz.de/2019/10/07/piko-bestaetigt-a-gleis-kann-raeder-bei-dauerbetrieb-schaedigen/

Pikos Profil ist wirklich elegant und schmal – aber leider am Fuß nicht angeschrägt, wie beim Wettbewerb. Und oben praxisfern platt.
Piko Schienenprofil in 20facher Vergrößerung. Logisch, dass so eine Kraterlandschaft Folgen hat….
Zum Vergleich das Trix-C-Profil, ebenfalls in 20facher Vergrößerung. Eindeutig glatter und klug nach oben gewölbt.

Die beiden Aufnahmen wurden angefertigt von Simply, Köln-Deutz. Vielen Dank dafür!

Eine Lösungs-Möglichkeit beschreibe ich hier: 👇🏻

Und für märklin H0?

Piko mit Pukos…? Warum eigentlich nicht?

Pikos hohes und dennoch zierliches Schienen-Profil legt den Gedanken nahe, darauf auch märklin-Modellbahnen fahren zu lassen. Denn das K-Gleis findet bei märklins Entscheidern inzwischen wenig Beachtung.

Eine uralte 01 von märklin konnte ich durch die Herzstücke der A-Weichen schieben, ohne dass es irgendwo geklemmt hätte. Es bedarf lediglich flacher, vorgebogener Punktkontakt-Einsätze, die unter die Schwellen geklippst werden.

Es ist also naheliegend, das A-Gleis in der Zukunft sowohl für DC als auch AC anzubieten. Eine wirkliche Konkurrenz dieser Art wäre für ‚Märklinisten’ sicher eine völlig neue Erfahrung. Und für den Markt eine Erfrischung. Aber… trotz aller Vorbereitung, man kennt sich eben. Und Krähen und Augen und so. 🤷🏻‍♂️

Fazit:

Mir gefällt Pikos A-Gleis mit Bettung, man beschreitet einen qualitativen Mittelweg, den man in der Branche eigentlich schon verloren geglaubt hatte: Weder folgt Piko Rocos und märklins Bestreben, technisch das Aufwändigste umzusetzen, noch verharrt man 100%ig auf ehemaligem ‚Hobby‘-Niveau. Piko gibt sich alle Mühe, das eigene Sortiment auf immer solidere Säulen zu stellen, das ist sehr erfreulich.

Aber: Das Profil sollte endlich aus besserem Material gefertigt werden. Gerade für den Fall der AC-Tauglichkeit ist dringend ein hochwertigeres Material anzuraten, denn ’solvente Märklinisten‘ sind – zurecht – humorlos, wenn es um den Wert ihrer kostspieligen Sammlungen geht. Diesen will man nicht durch ein minderwertiges Schienenprofil aufs Spiel (sic!) setzen.

Klar kann man sich behelfen, aber wieso muss das sein…?

Nachtrag Juli 2022: Längst hat Piko sich vom Nullerjahre-Image eines Billig-Anbieters gelöst. Pikos aktuelle Lokomotiv- und Waggon-Modelle sind sehr schön filigran gemacht, und Bundesbahn-Lokomotiven wie die BR 181.2 oder die BR 120 dürften in der Detaillierung Markt-weit zum Feinsten gehören.

Aber dazu will das A-Gleis in seiner etwas rustikalen Konzeption nicht mehr so recht passen: Schienenprofile mit 2,5mm Höhe in fragwürdiger Metall-Auswahl, Weichen mit Plastik-Herzstücken und noch immer labberigen (und ästhetisch unzulänglichen) Weichenzungen (DKW, DWW), dazu die Schrauben in den Schwellen… Vom damaligen ‚Hobby‘-Standpunkt alles in Ordnung. Aber heute?

Katos Unitrack Gleis zeigt, wie Pikos A Gleis aussehen könnte.

Man wünscht sich passend zu Pikos ‚Expert‘-Modellbahnen ein ‚Expert‘-Gleis, mit niedrigen und noch immer schmalen Profilen in deutlich besserer Metall-Qualität und klug gestaltetem Querschnitt mit abgerundeten Profil-Schultern (siehe Trix C).

Die Befestigung in der Bettung könnte unsichtbar von unten mit kleinen, stabilen Plastik-Pins erfolgen, die die Bettungen in den vorhandenen Schwellen-Löchern solide festklammern. Von oben blieben sie unsichtbar.

so cool könnte auch Pikos Gleis aussehen…

👉🏻 Dazu die überfällige Ergänzungen mit Entkupplungs-Gleis und 8mm Ausgleichs-Gleis.

So verfeinert und komplettiert wäre Pikos ‚Expert‘-Gleis dann tatsächlich das, was man offenbar anpeilt: Ein ‚A-lpha‘-Gleis. 🙂🚂

(…wird immer wieder mal ergänzt...)